© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/22 / 04. November 2022

Zweifrontenkrieg gegen Rechts und Links
USA: Das „Compact Mag“ bündelt unterschiedliche Positionen mit Angriffslust gegen Regierung und Kapital
Björn Harms

In konservativen US-Kreisen herrscht derzeit viel Bewegung. Die Republikanische Partei ist längst nicht mehr dieselbe wie vor der Trump-Ära. Auch das politische Vorfeld hat sich umsortiert. Beispielhaft für die veränderte mediale Landschaft im rechten Spektrum ist das seit März 2022 existierende Onlinemagazin Compact Mag, das keinen größeren Finanzier im Rücken hat und nur von seinen Lesern getragen wird. Gegründet wurde die Seite von drei Personen, die auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben, wie auch die New York Times in einer ausführlichen Homestory verwundert feststellte.

Zunächst wäre da Sohrab Ahmari, ein iranischstämmiger Konservativer, der als 13jähriger mit seinen politisch verfolgten Eltern in die USA flüchtete und dort zum Katholizismus konvertierte. Der 37jährige arbeitete bereits für die New York Post, das Wall Street Journal und lange Zeit für die bekannte katholische Monatszeitschrift First Things, genau wie der 36jährige Matthew Schmitz, der zweite Gründer von Compact. Mit ins Boot geholt haben sie sich mit Edwin Aponte einen marxistischen Populisten, der aus seiner Abneigung für die heutige, „woke“ Linke keinen Hehl macht. 

Was also vereint diese drei Personen? Eigenen Angaben zufolge orientiert sich das Magazin an einem „starken sozialdemokratischen Staat, der die Gemeinschaft – lokal und national, familiär und religiös – gegen eine libertäre Linke und eine libertäre Rechte verteidigt“. Ahmari, Schmitz und Aponte wollen „die herrschende Klasse angreifen, die Regierung, Kultur und Kapital kontrolliert“. Tagespolitik ist bei Compact kaum zu finden, stattdessen geht es um Ideologie, Kultur und materielle Realitäten. Man will „den Dingen auf den Grund gehen“, versprechen die Gründer.

Die Autorenliste ist bunt gemischt: So verfaßte die konservative Nachwuchshoffnung der Republikaner, der US-Senator Josh Hawley, kürzlich eine längere Abhandlung unter dem Titel: „Nein zum Neokonservatismus“. Es finden sich jedoch auch viele kluge Köpfe, die von der „woken“ Linken abgestoßen wurden. Regelmäßige Essays schreiben etwa der schwedische Intellektuelle Malcom Kyeyune oder der wirtschaftspolitische Autor Thomas Fazi aus Italien (der in Deutschland übrigens für das linke Wirtschaftsmagazin Makroskop schreibt). An Angriffslust mangelt es den drei Gründern, die selbst von einer „radikalen amerikanischen Zeitschrift“ sprechen, jedenfalls nicht. Mitherausgeber Matthew Schmitz formuliert es so: „Wir sind hier, um einen Zweifrontenkrieg auf der Linken und der Rechten zu beginnen!“