© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/22 / 04. November 2022

Klimamodelle sind verführerisch, basieren aber auf unbewiesenen Annahmen
Falsch gerechnet
Michael Limburg

Viele hochintelligente, kluge Leute in Wissenschaft, Wirtschaft, wie auch und insbesondere in der Politik, glauben wirklich, daß sich das Klima „schützen“ ließe. Für „eine bessere Klimaschutzpolitik“ warb zum Beispiel auch der Wirtschaftsprofessor Ulrich van Suntum in dieser Zeitung (JF 35/22). Damit steht er bei weitem nicht allein. Viele nehmen landauf, landab diese Begriffe an, weil man wohl meint, damit würde es für den vielgelobten Mann auf der Straße leichter verständlich und vor allem erträglich, die schweren Eingriffe in sein Leben und seine Freiheit zu akzeptieren, wenn man diesen falschen aber positiv besetzten Begriff verwendet. Doch CO2 ist kein Gift. Und dessen „Treibhauswirkung“ existiert nur in dafür konstruierten Klimamodellen.

All jene, welche es auf diese Weise versuchen, lassen sich von den gebetsmühlenartig wiederholten, aber trotzdem falschen Argumenten, warum von Menschen freigesetztes (anthropogenes) Kohlenstoffdioxid das Weltklima erwärmen sollte, leider täuschen. Daher kommen sie wegen falscher, aber akzeptierter Voraussetzungen zu ebenso falschen Schlußfolgerungen. Obwohl sie durchaus plausibel argumentieren und dann denklogisch nach dem Wenn-dann-Verfahren vorgehen.

Und es wird auch nicht besser, wenn zwar gewisse Zweifel an der vermuteten Klima-Wirkung des CO2 benannt werden, etwa wenn man auf die extrem geringe Menge des CO2 in der Atmosphäre von derzeit 420 ppm hinweist,  – es sind heute nur etwa vier Moleküle CO2 auf 10.000 Moleküle in der Luft vorhanden, und vor 150 Jahren waren es vielleicht nur drei Moleküle, das heißt heute ist es ein Molekül mehr, und davon wiederum ist nur ein Bruchteil dem Menschen zuzuordnen – dann aber gleichzeitig auf „die Chemie“ verweist, bei der kleine „Veränderungen große Wirkungen, oder sogar verhängnisvolle Kettenreaktionen auslösen“ könnten. Viele meinen in diesem Zusammenhang die Wirkung von Gift.

Das klingt sehr plausibel, ist aber falsch. Denn während Gifte fast immer über eine Verstärkerfunktion wirken und etwa zu einer Lähmung der Herzmuskeln führen, ist Kohlenstoffdioxid nicht nur ungiftig, jedenfalls weit über die Konzentrationen von 8.000 ppm (das war übrigens der zulässige Grenzwert in den Raumfähren des Mondprogrammes) hinaus, sondern ist auch noch chemisch sehr inaktiv – fast so wie ein Edelmetall. Es kann also in keiner Weise chemisch wie ein Gift reagieren, wohl aber wirkt es extrem segensreich als Pflanzennahrung. Dabei nutzen alle Bäume, sämtliche Sträucher und jedes Kraut, sowie Moose die Energie der Sonne, um das CO2 der Atmosphäre aufzubrechen und daraus den Kohlenstoff für die Bildung ihrer Körpermasse zu verwenden. Wir kennen diesen segensreichen Prozeß, bei dem die Pflanzen den viel reaktiveren Sauerstoff abatmen, als Photosynthese.

Und es ist auch unbestreitbar nachgewiesen, daß dank des CO2-Anstiegs in den letzten 50 Jahren die Erde um mehr als die Fläche der USA nicht nur grüner wurde, sondern auch die Ernteerträge kräftig stiegen. Es konnte viel mehr Land als davor landwirtschaftlich genutzt werden. Sogar Wüstengebiete am Rande der Südsahara ergrünten.

Das ist allein dem CO2-Anstieg zu verdanken, dessen Ursache nach wie vor ziemlich ungeklärt ist, da der CO2-Kreislauf, aus dem sich letztlich sowohl die atmosphärische Konzentration als auch sämtliche Pflanzen – und damit unsere Ernährungsgrundlage – speisen, nur mit einer statistischen Unsicherheit von bestenfalls plus/minus zehn Prozent bekannt ist. Dieses große Unwissen wurde wieder einmal schlagartig bewußt gemacht, als die weltweite Corona-Lockdown-Politik zu einem bisher noch nicht dagewesenen Emissionseinbruch führte, dieser aber im Anstieg der CO2-Konzentration, auf jetzt etwa 420 ppm, nicht die geringste Delle hinterließ. So sind die Fakten, das CO2 in der Atmosphäre betreffend.

Aber es wird noch unangenehmer für die etablierte Klimawissenschaft. Auch die Angaben früherer CO2-Konzentrationen sind unbestimmt, weil unbestimmbar. Da niemand – entgegen allen Beteuerungen – vor 1960 die weltweiten CO2-Konzentrationen in genügender Auflösung, zeitlich wie räumlich, messen konnte, sind nur sehr grobe Vergleiche mit den früheren Konzentrationen möglich. Viel zu ungenau, um auch nur ungefähre Korrelationen zu entdecken. 

Trotzdem werden, und das oft ganz bewußt, Äpfel mit Birnen verglichen. Denn die überwiegend aus Eisbohrkernen im pflanzenleeren Grönland oder der trockensten Wüste der Welt, der Antarktis, gewonnenen CO2-Daten sind in ihrem zeitlichen Verlauf extrem stark geglättet. Auflösungen von einem Jahr oder auch nur wenigen Jahren sind damit nicht darstellbar, obwohl das immer wieder – weil man „Modelle“ laufen läßt – behauptet wird. Denn die Luftbläschen im Eis sind um viele Jahre bis Jahrzehnte jünger als das sie umgebende Eis. Und zusätzlich nagen diverse Prozesse sowohl an ihnen als auch am Wasser, wie unter anderem der polnische Alpinist Zbigniew Jaworowsky überzeugend nachgewiesen hat. Proxymessungen an Blattstomatae, das sind die Spaltöffnungen an der Unterseite der Blätter, die auch den CO2-Gehalt indirekt anzeigen, deuten auf ähnlich steile Anstiege und Abfälle wie heute, aber auch höhere Spitzenwerte als die aktuellen Eisbohrkernmessungen hin.

Wenn man dann noch weiß, oder wissen könnte, daß die vom Weltklimarat (IPCC) gesammelte Klimawissenschaft es bis heute nicht geschafft hat, auch nur einen einzigen Beweis, eine einzige nachprüfbare Beobachtung für die Behauptung, daß CO2 das Klima also unsere Atmosphäre erwärmt, präsentieren konnte, sondern sich allein auf modifizierte Wetter-Computermodelle verläßt, dann wird klar, daß es keinen vernünftigen Grund für den Menschen gibt, für das Klima CO2 „einzusparen“ beziehungsweise die Emissionen zu senken.

Das geben die führenden Klimawissenschaftler – wenn auch vermutlich ungern – zu. So meinte der ehemalige Leiter des britischen Wetterdienstes und einer der ehemaligen IPCC-Leitautoren John Mitchell: „Es ist nur möglich, die Erwärmung im 20. Jahrhundert auf menschliche Eingriffe zurückzuführen, wenn man numerische Modelle des Klimasystems verwendet.“

Zumal die Wetter-/Klimamodelle alle nach demselben Prinzip funktionieren, welches der Klimatologe Christian-Dietrich Schönwiese so klar und schonungslos darlegte:  „Wir machen keine Vorhersagen, sondern bedingte, szenariengestützte Projektionen … Und Projektion heißt Wenn-dann-Aussagen; wenn ich in das Modell hinein stecke, der Mensch macht das und das und die Natur macht quasi nichts, sie wird also weitgehend vergessen, bei diesem Blick in die Zukunft, dann wird die Temperatur so und so ansteigen.“

Hinzu kommt noch, daß die Modelle zwar die – nur hypothetische – Wirkung des CO2 stark übertreiben, aber trotzdem selbst für die starken Emissisonsabsenkungen um 55 Prozent bis 2030, welche die EU im „Fit for 55“ Plan erzwingen will, nur eine winzige Temperaturabsenkung von sage und schreibe vier Tausendstel Kelvin bis zum Ende des Jahrhunderts berechnen. Das hat der Wirtschaftsstatistiker Björn Lomborg kürzlich berichtet.

Aber er hat noch mehr berechnet. Die EU-Pläne werden die Volkswirtschaften in der EU bis 2030 bis zu fünf Billionen Euro kosten. Daß das keine bloße Theorie ist, erfahren wir aktuell auf brutalste mögliche Art. Das wären 10.000 Euro pro Kopf. Also auch von der Seite der gläubigen Klimajünger kommt nur nutzlose, extrem teure Verschwendung heraus. Mit Geld, das wir nicht haben, und wenn wir es uns noch leihen können, lieber in unsere Energieversorgung stecken müssen. Das würde bedeuten, daß wir zurück zur Kohleförderung und -verstromung müssen, zurück zur Kernenergie, durch Weiterbetrieb und Wiederinbetriebnahme auch der bisher stillgelegten Kern- und Kohlekraftwerke, Aufhebung des Verbotes der Schiefergasförderung in diesem Lande, und, und, und.

Aber vor allem würde es das Beenden aller Maßnahmen bedeuten, die unter den irreführenden Titeln „Klimaschutz“ und „Energiewende“ laufen. Inklusive des Rückbaues von Wind- und Solarparks sowie der Beendigung der „Vermaisung“ von landwirtschaftlich nutzbaren Flächen, und Wiederzuführung dieser Flächen und weiterer für die Erzeugung von Ernährungspflanzen.

Da aber die segensreiche Wirkung des CO2 auf den Pflanzenwuchs, insbesondere bei verschiedenen Getreidearten, völlig unbestreitbar ist, wünsche ich mir, daß Wirtschaftsexperten ein praktikables, überprüfbares internationales Bonussystem entwickeln würden, statt des jetzigen, nur Wohlstand vernichtenden, Malus-Systems, bei dem die Produktion von CO2 bei gleichzeitig optimaler Ressourcenschonung belohnt würde. Denn da das CO2 eine unverzichtbare Pflanzennahrung ist, sollte es das Bestreben sein, dieses in der Atmosphäre zum Wohle der gesamten Flora und damit auch der Fauna anzureichern. Jedes ppm mehr ist gut. Fiele nämlich die CO2 Konzentration unter 200 ppm, begännen die Pflanzen zu verhungern. Und wir mit ihnen. Das kann keiner wollen.






Michael Limburg, Jahrgang 1949, ist Diplomingenieur für Elektrotechnik. Er ist Vizepräsident des Europäischen Instituts für Klima und Energie (EIKE).