© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/22 / 04. November 2022

Meldungen

Gen-Variante sorgte für höhere Pest-Immunität

LONDON. Der zwischen 1346 und 1353 grassierende „Schwarze Tod“ gilt als die möglicherweise folgenschwerste Pandemie in der Geschichte der Menschheit: In manchen Regionen Europas fiel jeder zweite Einwohner dem Bakterium Yersinia pestis zum Opfer. Besonders Regionen in Frankreich, Skandinavien, Süddeutschland oder Mittelitalien waren betroffen, während Polen kaum tangiert war. Allerdings überlebten selbst in den Infektionsepizentren viele Infizierte. Das veranlaßte ein Wissenschaftlerteam unter Luis B. Barreiro von der University of Chicago, 516 DNA-Proben von Menschen aus England und Dänemark, welche vor, während oder nach der Seuchenwelle gestorben waren, auf genetische Auffälligkeiten hin zu untersuchen. Dabei fanden die Forscher tatsächlich mehrere immunbezogene Gen-Varianten, die für höhere Mortalitätsraten oder aber größere Widerstandskraft sorgten. Eine davon, genannt ERAP2rs2549794, steigerte die Überlebenschancen um rund vierzig Prozent und taucht deshalb nun auch deutlich häufiger im Erbgut der jetzt Lebenden auf als im Gen-Pool der Bevölkerung der Zeit vor 1346 (Nature, 43/22). Die Anpassung des menschlichen Immunsystems an die Pest hat jedoch gleichermaßen zu Nachteilen geführt. So neigen Träger der Resistenzgene heute stärker zu Autoimmunerkrankungen, weil ihre Abwehr quasi hyperaktiv reagiert. (ts)

 www.nature.com





Japanischer Ausharrer tötete noch über dreißig „Feinde“

HEIDELBERG. Als das Kaiserreich Japan am 2. September 1945 kapitulierte, erfuhren viele verstreute kleinere Einheiten der Tenno-Armeen nichts davon oder hielten entsprechende Nachrichten für feindliche Propaganda. Das führte dazu, daß manche Soldaten sich noch jahrzehntelang weiter im Krieg wähnten. Einer dieser sogenannten Holdouts (Ausharrer) oder Straggler (Zurückbleiber) war Leutnant Onoda Hirō, der Ende 1944 mit dem Auftrag auf die kleine und dicht bewaldete Philippinen-Insel Lubang kam, dort den Guerilla-Krieg gegen eventuell anlandende Amerikaner zu organisieren. Onoda kapitulierte erst im März 1974, als ihm sein früherer Vorgesetzter persönlich den Befehl dazu erteilte. Das Pflichtbewußtsein des Offiziers wurde später vielfach idealisiert, dabei hatte der in den fast drei Jahrzehnten nach Kriegsende über dreißig Menschen auf Lubang ermordet und um die einhundert verletzt sowie tausendfachen bewaffneten Raub begangen (Online-Ausgabe von Spektrum der Wissenschaft vom 19. Oktober 2022). Trotz dieser Gewaltakte gegen Zivilisten amnestierte der philippinische Diktator Ferdinand Marcos Onoda. Dieser kehrte zunächst nach Japan zurück, lebte dann aber nach 1975 größtenteils in Brasilien. Lubang besuchte er 1996 noch einmal, wo er einer Schule in seiner Versteckregion 10.000 Dollar spendete. (ts)

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Erste Sätze

England nennt sich mit Stolz eine Demokratie.

Karl Heinz Abshagen: König, Lords und Gentlemen. Einfluß und Macht der englischen Oberschicht, Stuttgart 1938





Historisches Kalenderblatt

5. November 1757: Preußische Truppen schlagen bei Roßbach im Siebenjährigen Krieg die doppelt so starken Franzosen und deren verbündete Reichsarmee. Dieser erste große Sieg über Frankreich seit 1640 verschaffte Friedrich II. hohes Ansehen vieler Deutscher.