© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/22 / 04. November 2022

Meldungen

„Grüner“ Wasserstoff aus Afrika: Nur Zukunftsmusik

HAMBURG. Im Mai 2021verkündete die Bundesregierung ihre „Wasserstoff-Partnerschaft mit Afrika“. Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) schwärmte davon, Westafrika könne zum „klimafreundlichen Powerhouse der Welt“ werden. Dort ließe sich soviel Wasserstoff (H2) produzieren, daß der deutsche Bedarf 2030 um das 1.500fache übertroffen werde. Auch der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft sieht „grünen“ Wasserstoff als „großen Treiber“ der Wirtschaftsbeziehungen. Trotzdem sollte man, wie der Umweltjournalist Tillmann Elliesen warnt, nicht auf das angebliche „Öl des 21. Jahrhunderts“ vertrauen. Habe man es doch hier nicht mit einer Energiequelle, sondern nur mit einem Speichermedium für aus anderen Quellen gewonnene Energie zu tun. Dafür sei viel Wind- und Solarstrom nötig, über den Niger, Mali oder Burkina Faso (Obervolta) aber nicht verfügen. Auch langfristig kommen für den H2-Export nur Küstenstaaten – Marokko, Mauretanien, Namibia und Südafrika – in Frage, da für unsichere Binnenländer der Transport über lange Pipelines „reine Zukunftsmusik“ sei (Welt-Sichten, 7-8/22). (ck)

 www.afrikaverein.de





Rechner als OP-Assistenten: Präzise, aber kostenträchtig

HEIDELBERG. Mehr als 24.000 künstliche Hüftgelenke und 190.000 neue Kniegelenke haben Orthopäden 2019 in Deutschland eingesetzt. Dennoch sei jeder Eingriff eine „Herausforderung“, konstatiert Tobias Renkawitz (Spektrum der Wissenschaft, 5/22). Der Ärztliche Direktor der Orthopädischen Uniklinik in Heidelberg sieht das Hauptproblem in der richtigen Einschätzung des Zusammenspiels zwischen den Implantaten. Auch Routiniers würden sich bei der korrekten Plazierung irren, so daß der Prothesenkopf aus der Hüftpfanne springe und zur erneuten OP und Rehabilitation zwinge. Computergestützte OP-Navigation könne das verhindern. So gelang es PC-assistierten Chirurgen in 93 Prozent der Fälle, die Gelenk­architektur präzise zu rekonstruieren, ihren nach dem Freihandverfahren operierenden Kollegen nur in 54 Prozent. Leider sei das Roboterarm-System kein Standard, denn das verursache primär Kosten, mit denen sich an „Fallpauschalen“ orientierte Krankenhausbetreiber ungern belasteten. (gl)

 www.klinikum.uni-heidelberg.de





Wepa: In der polnischen Fabrik auf Kohle umgestellt

ARNSBERG. In der Hygienepapierherstellung läßt sich Erdgas nur teilweise ersetzen. „55 Prozent unseres gesamten Energieverbrauchs ist prozeßbedingt Gas“, erklärte Martin Krengel, Chef des sauerländischen Familienunternehmens Wepa im Handelsblatt. Dessen Preis sei um das Zehnfache gestiegen, die Stromkosten bewegten sich „auf einem nie dagewesenen Höchststand“. An Ersatz werde in allen 13 Wepa-Fabriken gearbeitet: „An unserem Stammsitz in Arnsberg hatten wir noch Öltanks, in anderen Werken setzen wir Leihkessel ein und nutzen dort, wo es möglich ist, leichtes Heizöl. In unserem polnischen Werk haben wir auf Kohle umgestellt“, erläuterte Krengel. In Frankreich seien die Energiekosten hingegen „pro Tonne Hygienepapier um 250 Euro niedriger als hierzulande“. (fis)

 www.wepa.eu





Erkenntnis

„Wenn in Heizkraftwerken Sägespäne sowie Alt- und Schwachholz energetisch genutzt werden, dann sehe ich darin für das Klima Vorteile. Wenn der Baum irgendwann verrottet, entweicht das CO2 lediglich etwas langsamer.“

Annette Prochnow, Professorin für Nutzungs-strategien für Bioressourcen an der HU Berlin