© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/22 / 04. November 2022

Leserbriefe

Zu: „Bild der Woche / Nachsitzen zum Diktat“, JF 43/22

Zwischen Standard und Standarte

Ich finde, daß die Aussage der graphischen Darstellung von schlechten Ergebnissen der neuesten Schulstudie nicht besser hätte „gekrönt“ werden können, als (unbeabsichtigt?) durch den orthographischen Fehler in der Überschrift der abgebildeten Schautafel („Mindeststandart“).

Rosemarie Angermann, Berlin






Zu: „ʻEs ist ein Alarmzeichenʼ“, im Gespräch mit Prof. Dr. Hans Peter Klein, JF 44/22

Du sollst dir kein Bildnis machen

Daß die JF über das Ereignis berichtet,mag gerechtfertigt sein. Daß Ihr aber auch noch dieses Wesen (Deutscher Buchpreisträger Kim de l‘Horizon, d. Red.) abbildet, hätte nicht sein müssen. Einem alten Soldaten und Schulleiter wird dabei übel!

Erwin Reus, Oberst d.R. und Rektor i.R., Bamberg






Zu: „Geht es so weiter, geht das nicht gut“, im Gespräch mit Sigmund Gottlieb, JF 43/22

Denkwürdiges Interview mit Helmut Kohl

Es hat lange gedauert, bis Herr Gottlieb zur Erkenntnis kam: „So nicht!“ Als jahrzehntelanger Leser der JF war mir schon lange klar, „daß das nicht gutgeht“. Mal ehrlich: Glaubt denn mein verehrter mittelfränkischer Landsmann an eine klare Wende? Ich nicht! Aber ich erinnere mich an ein Interview von ihm mit Helmut Kohl, als dieser noch fest als Kanzler im Sattel saß. An den Wortlaut der an Kohl gericheten Frage kann ich mich nicht mehr erinnern. Der Wortlaut der Antwort an Herrn Gottlieb aber ist mir unvergeßlich: „Sie wissen doch, wem Sie es zu verdanken haben, daß Sie hier sitzen!“ Eine klare Antwort zum Verhältnis von Politik und öffentlich-rechtlichem Rundfunk. Damit ist, auf fränkisch, alles „gsocht“.

Jürgen Kraheberger, Hochdorf






Zu: „Post von Kazim“ von Horst Gabers, JF 43/22

Zweifel an der Verteidigungsfähigkeit

Wenn man Ihr Portrait über Hasnain Kazim liest, fragt man sich, wie so ein Mann Marineoffizier werden konnte. Nicht, daß die ursprüngliche Herkunft diese Frage aufwirft, sondern sein offenkundiger Deutschenhaß. Meines Wissens sind Soldaten und vor allem Offiziere zur Verteidigung ihres Landes da. Ist bei der Haltung von Kazim keinem in der Bundeswehr aufgefallen, daß eine solche innere Einstellung zu dem Land, das er zu verteidigen sozusagen qua Amt verpflichtet ist, ihn gar nicht zu diesem Amt befähigt? Bei dem Gedanken, daß noch mehr solche Offiziere die Bundeswehr „zieren“, kommen einem hinsichtlich der Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr doch entschiedene Zweifel.

Jürgen Schmidt, Ettlingen






Zu: „Alte Fehler neu gemacht“ von Hinrich Rohbohm/Christian Vollradt, JF 43/22

Lauter Halbgebildete, wenn überhaupt

Den chinesischen Konzern Huawei aus einem deutschen 5G-Netz herauszuhalten, ist nur ein frommer Wunsch. Wir haben gar keine Leute mehr, um es selber zu machen. Das ursächliche Übel ist jedoch der Bildungsnotstand, der uns hier auf die Füße fällt. Seit Jahrzehnten blockieren die Bälger von Millionen sogenannter „Fachkräfte“ brauchbaren Unterricht an der Grundschule, weil sie kaum Deutsch können. Von da aus ziehen sich die Laufmaschen bis in den Bundestag und ins Kanzleramt. Lauter Halbgebildete, wenn überhaupt! Machen wir uns nichts vor, der Ofen ist aus. Was der deutsche Nachwuchs noch fertigbringt, ist das Beschmieren von Denkmälern einstiger Geistesgrößen.

Volker Wittmann, Philippsburg






Zu: „Gesprächskultur, bitte!“ von Dietmar Mehrens, JF 43/22

Nutzloser Moralappell

Ich habe mit großem Interesse die Erläuterungen zu den unlauteren rhetorischen Tricks gelesen. Nur am letzten Absatz möchte ich etwas aussetzen, wo der Autor die Politiker aufruft, solche zu vermeiden. Dieser Moralappell verpufft völlig nutzlos. Effektiver wäre ein Hinweis für Betroffene, wie sie auf solche Scheinargumente reagieren können, etwa: „Sie haben mich jetzt persönlich angegriffen, meinem Argument haben Sie also nichts entgegenzusetzen?“, oder „Die Behauptung war doch x, Sie bringen nun y ins Spiel, also nehme ich an, daß Sie x zustimmen“.

Frank Hrebabetzky, Kronach






Zu: „Einflüstern und Abkassieren“ von Björn Harms, JF 43/22

Verwandlung in einen Gesinnungsstaat

In gewohnt kritischer Weise legt die JUNGE FREIHEIT dankbar den Finger in die Wunde, die sich zu einem großen Problem der demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland entwickeln kann: das Demokratiefördergesetz. In bestem orwellschen Neusprech suggeriert die Regierung mit diesem Gesetz die Förderung demokratischer Werte, verfolgt damit in Wahrheit aber die ausschließliche Verbreitung der von ihr vertretenen links-grünen Weltanschauung. Die dem Staat treuhänderisch überlassenen Gelder sollen entgegen dem staatlichen Neutralitätsgebot offen für parteipolitische Zwecke mißbraucht werden, um die in der Bevölkerung vertretenen Ansichten immer mehr in Richtung woker Ideologie zu steuern. Bezweckt ist mit diesem Gesetz nicht die Förderung und Unterstützung von mehr Demokratie, sondern die Förderung einseitig links-grüner Werte bis in die letzten privaten Schutzräume. Staat und (durch das grüne Familienministerium sorgsam ausgewählte) zivilgesellschaftliche Akteure sollen die Bundesrepublik Deutschland von einem Rechtsstaat in einen Gesinnungsstaat verwandeln, in dem es um die Umwertung von Werten in eine woke Ideologie geht, die allein aus Identitätspolitik, Genderwahnsinn, Cancel Culture und dem Kampf gegen Rechts besteht, wobei die links-grüne Regierung festlegt bzw. zukünftig durch die von ihr ausgewählten zivilen Akteure festlegen läßt, was unter „rechts“ zu verstehen ist. Sollte vereinzelt dennoch eine regierungskritische Meinung in der Bevölkerung übrigbleiben, werden behördliche Meldestellen – wie in NRW und wohl bald auch bundesweit geplant – ihr übriges tun, um Meinungsvielfalt zu unterdrücken. Die Meinungsfreiheit als eine für eine Demokratie schlechterdings konstituierende Freiheit wird damit Stück für Stück abgeschafft.

RA Dr. André Kruschke, Hofheim






Zu: „Das Regime der Manager“ von Björn Harms, JF 43/22

Liz Truss, oder: Probe aufs Exempel

Diese Analyse ist eine Wucht! Schlagartig wird einem klar, warum nicht nur die von niemandem, der bei Verstand ist, geschätzte Regierung und die sie bejubelnden Mainstream-Medien fortlaufend nur noch woken Unsinn von sich geben. Nein, auch die früher so angesehene deutsche Industrie und die CEOs der Unternehmen: Unterstützung der Energiewende und der Rußland-Sanktionen, die ihnen das Gas abdrehen und ihren eigenen Untergang bedeuten etc. pp. Die eigentlichen Entscheidungen treffen „unangreifbare Oligopole“ und supranationale Institutionen wie die WHO oder die EU. Sehr interessant und passend dazu ist, was das britische Online-Magazin Spiked für eine Mitursache des Sturzes von Liz Truss feststellt: Sie habe natürlich taktische Fehler gemacht, aber vor allem habe sie die Bank of England und das OBR (Office for Budget Responsibility) mißachtet, zwei nicht demokratisch legitimierte mächtige Institutionen. Paßt, oder?

Jacqueline A. Henley, Stuttgart






Zu: „Gretas mit Doktortitel“ von Tobias Albert, JF 43/22

Sachkenntnis bestenfalls ignoriert

Daß Politiker nicht immer vom Fach sind und Ministerien hinsichtlich parteipolitischer Markmale besetzt werden, daran haben wir uns leider gewöhnt. War es doch lange Zeit wenigstens so, daß zumindest in der zweiten oder dritten Reihe irgendwo jemand war, der das zu bearbeitende Thema ansatzweise kannte. Heute ist „Fachwissen“ eine Ressource, die man in verantwortlichen Positionen vergebens sucht, das „Mindset“ ist heute das Maß der Dinge. Äußerungen, die von Sachkenntnis geprägt sind, werden bestenfalls ignoriert, schlimmstenfalls wird der Überbringer diffamiert. Die Ideologie ist nun die allein selig machende Wahrheit – welche das ist, hängt von Tagesform und Provenienz der „Aktivisten“ ab. 

Eigentlich ist die Wissenschaft, also „Science“ im weitesten Sinne, immer zukunftsgewandt, was soll also der „for future“-Anhang bei den Wissenschaftlern? Das Gegenteil nehme ich wahr: „For Future“ ist leider oft ein Synonym für bedingungsloses Abschalten, gegen Wiederinbetriebnahme, die durch Zerstörung gesichtert werden soll. Der Zusatz „for future“ steht vielmehr für eine Tendenz, deren Protagonisten immer weltfremder und rücksichtsloser werden. Der Zusatz „for future“ hat daher einen ganz faden Beigeschmack, es ist höchst bemerkenswert und bisweilen irritierend, daß Vertreter jeder gesellschaftlichen Gruppe (Christians, Parents, Omas, Teachers …) und höchste kirchliche Vertreter sich vor deren Karren spannen lassen oder sich das Geschirr sogar selbst anlegen.

Nun also auch Wissenschaftler, aber die kleben sich ja auch bei VW fest. Follow the Science – ja, welcher denn? Natürlich der, deren wissenschaftliche Fragen per Akklamation beantwortet worden sind. Da steht wenigstens die Mehrheit dahinter. So zumindest kommt es mir bisweilen vor.

Prof. Dr. M. Reckzügel, Schüttorf






Zu: „Geschützte Ideologie“ von Paul Leonhard, JF 43/22

Richard-Serra-Rost kann da nicht mithalten

Die Propagandakunst der DDR bediente sich aus dem Fundus der Moderne und ist uns deshalb so vertraut. Grenzenlose Machbarkeit, der Mensch im Mittelpunkt, die Erlösung durch technischen und sozialen Fortschritt und sogar die Verschmelzung der Völker gehörten zum Vokabular. Die Utopien von heute unterscheiden sich in der Präsentation, nicht in der programmatischen Ausrichtung der DDR-Kunst. Dabei ist diese gestalterisch auf hohem Niveau, dekorativ, einfach zu verstehen und unterhaltsam in ihrer grotesken Überzeichnung. Eine verrostete Stahlskulptur von Richard Serra in der Dortmunder City, als Sinnbild der Westmoderne, kann da nicht mithalten.

Thomas Fiebig, Leipzig






Zu: „Migrations-Welle / Die Mutter aller Krisen“ von Dieter Stein, JF 41/22

Schlicht ein Verfassungsbruch

Vielleicht bin ich des Lesens nicht mehr mächtig, aber ich habe mir das Grundgesetz noch einmal vorgenommen, zusammen mit dem Kommentar von Jarass/Pieroth. Da steht nun im Artikel 16a (Asylrecht), daß politisch Verfolgte Asylrecht genießen. Doch im folgenden Absatz 2 heißt es explizit: „Auf Absatz 1 kann sich nicht berufen, wer aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Gemeinschaften oder aus einem anderen Drittstaat einreist, in dem die Anwendung des Abkommens über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten sichergestellt ist.“ Sehe ich mich auf der Landkarte um, so wird Deutschland nur von eben solchen Staaten umgeben. Die logische Konsequenz daraus wäre nun, daß eigentlich kein Asylbewerber auf dem Landweg zu uns kommen darf. Überschreitet er illegal die Grenze, so ist er zurückzuweisen und auf keinen Fall, Asylrecht hin, Asylrecht her, aufzunehmen. 

Sodann: Was heißt nun „politisch Verfolgte“? So liegt nach der gültigen Rechtslage (BVerfGE 80, 315/335) keine gezielte Verfolgung vor „bei Nachteilen, die jemand auf Grund der allgemeinen Zustände in seinem Heimatstaat zu erleiden hat, wie Hunger, Naturkatastrophen, aber auch bei den allgemeinen Auswirkungen von Unruhen, Revolutionen und Kriegen“ (BVerfGE 80,315/335). Auch wird an asylerhebliche Merkmale regelmäßig nicht angeknüpft bei Zwangsrekrutierungen, die alle wehrfähigen Männer eines bestimmten Alters treffen (BVerwGE 69, 320/322; 81, 41/42). 

Was ist nun für den „gesunden Menschenverstand“ aus den obigen Richtlinien bezüglich der „Mutter aller Krisen“ zu schließen? Diese „Mutter“ ist schlicht die faktische Außerkraftsetzung all dessen, was der Artikel 16a des Grundgesetzes eigentlich beinhaltet und damit ein Verfassungsbruch.

Prof. em. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte






Zu: „Warum Robert irrt“ von Rupert Pritzl, JF 41/22

Geßlerhut Dekarbonisierung

Volle Zustimmung für die Kritik des Autors an der politisch forcierten Energiewende. Solange es keine effiziente Speicherung des aus Wind und Sonne erzeugten Flatterstroms gibt, wird es keinen oder jedenfalls keinen ausreichenden Ersatz des bisher aus konventionellen Energiequellen (Kohle, Erdöl, Gas, Atom) gelieferten Stroms geben. Widerspruch jedoch gegen den Autor für dessen Befürwortung der aus Klimaschutzgründen ebenfalls politisch forcierten, wissenschaftlich aber nicht überzeugenden Dekarbonisierung, da diese unserer Wirtschaft und Industrie einen massiven Schaden zufügt. Trotz der unterstellten Klimawirksamkeit des CO2 kann diese nicht für das ganze Erdklima verantwortlich sein, vielmehr ist es ein lebensnotwendiges Nutzgas, wie die jüngste Deklaration „There is no Climate Emergency“ (Es gibt keinen Klimanotstand) untermauert.

Dr. Karl Meier, Frankfurt am Main