© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/22 / 11. November 2022

CD-Kritik: Stratovarius – Survive
Sieben Jahre Wartezeit
Jörg Fischer

Die Neunziger waren zwiespältige Metal-Jahre: Grunge verseuchte die Szene; Accept, Helloween und Judas Priest versanken im Zeitgeist. Gleichzeitig reihten Axel Rudi Pell, Blind Guardian oder Iced Earth Klassiker an Klassiker. Der finnische Saitenhexer Timo Tolkki überrundete den erfolgsverwöhnten Yngwie Malmsteen. Und das erste Live-Opus von Stratovarius, „Visions of Europe“, sowie die nachfolgende „Destiny“-CD sind – speziell in den 2016 erfolgten Neueditionen – echte Juwelen. Doch das „Stratovarius“-Album von 2005 beendete diese Erfolgsära unrühmlich.

2009 belebten Sänger Timo Kotipelto, die Malmsteen-Tastenlegende Jens Johansson, Bassist Lauri Porra und der deutsche Schlagzeuger Jörg Michael Stratovarius wieder – ohne den mit seelischen Problemen kämpfenden Tolkki. Das Debütalbum „Polaris“ mit dem 26jährigen Gitarristen Matias Kupiainen war eine Rückkehr zu alten Tugenden: melodischer Power Metal mit Klassik-Inspirationen. Und im Zwei-Jahres-Abstand wurde nachgelegt – nur auf das neueste Stratovarius-Werk mußten die Fans sieben Jahre warten. Aber „Survive“ enttäuscht nicht: Innerhalb einer Stunde wechseln sich schnelle Nummern wie das mit Stakkato-Riffs gespickte Titelstück, „Glory Days“ oder der kurze „Firefly“ mit langsameren Stücken wie „Broken“, „Breakaway“ und „Frozen in Time“ ab. Musikalischer Höhepunkt ist das elfminütige Albumfinale „Voice of Thunder“. Einziger Wermutstropfen: Die 70minütige Bonus-CD „Live Under the Southern Cross – South America 2019“ ist Käufern in Japan vorbehalten.

Stratovarius Survive Victor Entertainment 2022

 stratovarius.com