© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/22 / 11. November 2022

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Hochkultur im Kino: Am Donnerstag der kommenden Woche startet der Film „The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte“. Es ist eine moderne Adaption der berühmten Oper von Wolfgang Amadeus Mozart. Ausführender Produzent ist erstaunlicherweise der vor allem für seine Katstrophenfilme „Independence Day“, „The Day After Tomorrow“ und „2012“ bekannte Roland Emmerich. Zu seiner Motivation, sich dem Opernstoff zu widmen, erklärte er dem Magazin The Red Bulletin: „Weil die Leute immer weniger in die Oper gehen und ich Mozarts Meisterwerk einem breiten Publikum näherbringen möchte. Es ist unglaublich, was ein menschlicher Geist da hervorgebracht hat.“ Wohl wahr! In dem Film (Regie: Florian Sigl) geht es um einen 17jährigen Jungen, Gesangsschüler am Mozart-Internat, der in der Schulbibliothek durch ein geheimnisvolles Portal in die Welt von Mozarts „Zauberflöte“ gelangt. Dort begegnet er nun als Prinz Tamino dem Vogelfänger Papageno, mit dem er fortan jede Nacht gefährliche Abenteuer bestehen muß, um Prinzessin Pamina aus den Fängen des Fürsten Sarastro zu befreien. Tagsüber im Schulalltag versucht er unterdessen weiter, die begehrte Hauptrolle des Tamino in der jährlichen Schulaufführung der „Zauberflöte“ zu ergattern. Die „Königin der Nacht“ verkörpert die französische Sopranistin Sabine Devieilhe. In einer Nebenrolle hat Opernstar Rolando Villazón einen Auftritt als fiktiver Sänger Enrico Milanesi. Die Deutsche Film- und Medienbewertung Wiesbaden (FBW) verlieh dem Fantasy- und Musiktheaterfilm das „Prädikat wertvoll“.

Warum darf Lucky Luke eigentlich noch einen Colt tragen? Geht’s noch?

Was ist da schiefgelaufen?

Aus der Pressemappe zum soeben erschienenen neuen Lucky-Luke-Comic „Rantanplans Arche“ (Band 101): „Man stelle sich einen Wilden Westen vor, in dem Trapper keine Pelze mehr verkaufen, amerikanische Ureinwohner niemals Büffel jagen und Cowboys ohne ihre berühmten Steak-Dinner auskommen: Willkommen in Veggie Town!“ Basierend auf der Gründungsgeschichte der Amerikanischen Gesellschaft zur Verhinderung von Tierquälerei, führt das jüngste Abenteuer von Lucky Luke den „Lonesome Cowboy“, der schneller zieht als sein Schatten, in ein Texas, in dem Tierschutz an erster Stelle steht. Ein junger Komantsche, der die traditionelle Bisonjagd seines Volkes ablehnt, nennt sich deshalb statt „Hungriger Kojote“ nun „Flinker Lauch“, die Desperados heißen Carott Kid, Quinoa Bob, Artichoke Jim, Tofu Sam und Strawberry Susan – letztere übrigens eine Nachbildung der berühmten Schauspielerin und Tierschutzaktivistin Brigitte Bardot. Fleischessern droht im Verlauf der Geschichte sogar der Galgen. – Merke hier: Humor ist, wenn man trotzdem lacht, wie einst schon der Journalist, Lyriker und Schriftsteller Otto Julius Bierbaum (1865–1910) postulierte. Bleibt nur die Frage an die heutigen Ideengeber von Geschichten einer über 75 Jahre alten Comicfigur: Warum darf Lucky Luke eigentlich noch einen Colt tragen? Bereits 1983 mußte er mit dem Rauchen aufhören, jetzt soll er auf Fleisch verzichten. Aber schießen darf er? Geht’s noch? Was ist da schiefgelaufen? Höchste Zeit für einen Aufruf: „Entwaffnet Lucky Luke!“