© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/22 / 11. November 2022

Einen Beitrag gegen „Fake News“ leisten
Bezahlschranke: Snaque möchte dem Leser ermöglichen, einzelne Artikel hinter der „Paywall“ zu lesen
Christian Schreiber

Es ist eine leidvolle Erfahrung vieler Zeitungsleser im Internet. Man findet einen interessanten Artikel und scheitert an der Bezahlschranke. Große Zeitungshäuser haben in den vergangenen Jahren Tausende neue Online-Abonnenten gewonnen. Denn nur mit Werbung läßt sich Journalismus nicht mehr finanzieren. Dennoch gibt es einen großen Bedarf an potentiellen Lesern, die sich nur für einen einzigen Artikel interessieren. 

Ein neues Unternehmen verspricht einen Ausweg aus diesem Dilemma: „Snaque“ will es Medien ermöglichen, Besuchern Schlupflöcher durch ihre Bezahlmauern anzubieten, ohne gleich ein langfristiges Abo abschließen zu müssen. Im Oktober ging das Unternehmen nach einer erfolgreichen Testphase bei der Sächsischen Zeitung an die Öffentlichkeit. Gegründet wurde die Snaque GmbH von Katja Waldor und Henning Tillmann. Waldor war vorher Inhaberin einer PR-Agentur, Tillmann ist Softwareentwickler. „Abos können nicht die einzige Antwort auf die Frage nach der Finanzierung von Journalismus sein. Wir ermöglichen, daß ein Dritter die Artikel bezahlt. Nämlich ein Werbekunde.“ 

Das Modell funktioniert denkbar einfach. Nutzer klicken auf die entsprechende  Schaltfläche, interagieren mit Werbung und erhalten Zugriff auf den gewünschten Einzelartikel. Mit ihrem Projekt wollen die Initiatoren auch einen Beitrag gegen Fake News leisten. „Die aktuelle Problematik ist doch, daß Falsch-Informationen an jeder Ecke warten, aber die guten Informationen hinter der Paywall versteckt sind“, so Tillmann. 

Doch aller Anfang ist schwer. Bei der Sächsischen Zeitung wunderten sich die Auftraggeber, daß viele Nutzer zu Beginn gleich wieder wegklickten, als das Snaque-Fenster auftauchte. Tillmann spricht von einem Lerneffekt: „Die Menschen haben gespeichert, daß sie bezahlen müssen, wenn ein neues Fenster aufgeht.“ Mit einer breiten Kampagne soll Aufklärung betrieben werden. Bei der Sächsischen Zeitung hat das funktioniert. Der Verlag entschloß sich, das Snaque-Angebot auszubauen: Zu Beginn klickten nur etwa vier bis sechs Prozent der Nutzer auf die Snaque-Freischaltung, im Laufe des Tests stieg die Zahl aber auf 12 Prozent.