Etwa 15 Millionen Stubentiger leben in deutschen Haushalten. Das ist Spitze in Europa. Das Tierschutzgesetz bestimmt, daß Katzenhaltung zur „menschlichen Lebensführung“ zählt und artgerechte Haltung den Freigang beinhaltet. Doch in Siedlungsbereichen dezimieren Hauskatzen den Singvogelbestand dramatisch. Laut der Umweltstiftung WWF fallen jährlich in Deutschland 200 Millionen Vögel jagenden Katzen zum Opfer. Vor allem Bodenbrüter sind betroffen. Da Katzen ursprünglich keine heimische Art darstellen, fügen sie sich auch nach Jahrhunderten Anwesenheit nicht in unser Ökosystem ein. Viele Städte und Gemeinden haben daher Kastrations- und Kennzeichnungspflichten verhängt, doch die Zahl verwilderter Hauskatzen wächst stetig und gefährdet die Biodiversität. Dazu verfälscht sie durch Verpaarung die Genetik der europäischen Wildkatze. Die Bejagung ausgesetzter Hauskatzen ist in den Bundesländern unterschiedlich geregelt.

Herrenlose Hauskatzen sind oft so verwildert, daß sie für Tierheime nicht mehr vermittelbar sind.

Die frühere „300-Meter-Regel“, nach denen Katzen, die in dieser Entfernung vom nächsten Haus entfernt wildernd angetroffen werden, erlegt werden dürfen, besteht nicht mehr einheitlich. Werden Katzen bei der Fallenjagd gefangen, ist es verboten, sie in die Natur zu entlassen. „Verlorene“ Katzen, bei denen kein Halter zu ermitteln ist, gelten rechtlich als Fundsache und sind damit Sache des Ordnungsamtes. Die Behörden sind verpflichtet, die Tiere anzunehmen, zu versorgen und unterzubringen. Doch die Tierheime sind längst an der Kapazitätsgrenze. „Herrenlose“ Tiere sind oft so verwildert, daß sie nicht mehr vermittelbar sind. Eine Lösung liegt bisher nur in der Kastration. Es wurde nachgewiesen, daß kastrierte Katzen sich nicht so weit von ihrer Wohnung entfernen wie unkastrierte. Zudem kann ein Glöckchen-Halsband den Jagderfolg der eigentlich nicht natürlichen Beutegreifer vereiteln. Mancherorts wird auch bereits über eine Katzensteuer nachgedacht.