© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/22 / 11. November 2022

Meldungen

Intelligenz: Übertrieben optimistische Annahmen?

GRAZ. „Pubertätsblocker“ sollen künftig in Deutschland in die Entwicklung von Kindern hemmend eingreifen, damit sie Zeit für die Wahl des „zu ihnen passenden Geschlechts“ gewinnen. Auf einem anderen medizinischen Sektor versprechen Propagandisten der transhumanistischen Bewegung das Gegenteil: die menschliche Leistungsfähigkeit substantiell zu steigern. Sie postulieren, daß durch neuro-technologische, gehirn-elektrische und pharmakologische Interventionen die menschliche Intelligenz wesentlich erhöht werden könne. Nur so ließen sich jene Schöpfungsmakel des Homo sapiens beheben, die eine Lösung gegenwärtiger Probleme – Klimawandel, wachsende soziale Ungleichheit, Verlust demokratischer Werte – behindern. Für den Grazer Psychologieprofessor Aljoscha Neubauer, der transhumanistische „Enhancement-Methoden“ einer kritischen Prüfung unterzogen hat, gehen ihre Befürworter von „übertrieben optimistischen Annahmen“ über die Möglichkeiten neurowissenschaftlich induzierter Intelligenzsteigerung aus. Gleichzeitig würden potentiell negative Folgen vernachlässigt (Psychologische Rundschau, 3/22). (rs)

 aljoscha-neubauer.com





Umstrittene Grenzen für die Änderung des Erbmaterials

BOCHUM. Verfahren zur Erbgutveränderung lassen die Grenzen zwischen Therapie und „Menschenverbesserung“ verschwinden. Zielt die somatische Gentherapie, die Eingriffe in die DNS spezifischer Körperzellen ermöglicht, zu den ethisch vertretbaren Methoden, um monogene Erbkrankheiten individuell zu korrigieren, blieben Interventionen in die Keimbahn eine „rote Linie“. Das deutsche Embryonenschutzgesetz und jene die 30 Staaten, die die Biomedizinkonvention des Europarats ratifizierten, verbieten daher solche Eingriffe. Ethik-Professorin Sigrid Graumann (EvH Bochum) sieht durch die „Dynamik der Forschung“ diesen Konsens in Gefahr: Es drohten Menschenversuche, die unverantwortlich seien, weil aktuell und „mit großer Wahrscheinlichkeit auch zukünftig“ eine vollständige und sichere Prognose der Konsequenzen von Änderungen des Erbmaterials unmöglich sei (Aus Politik und Zeitgeschichte, 34-35/22). (rs)

 hpa.evh-bochum.de





EU soll eine führende Rolle beim Hai-Schutz spielen

BONN. Obwohl Artenschützer von „großen Fortschritten“ sprechen, schrumpfen die Hai-Populationen weiter rapide. Ursache dafür ist die anhaltende Nachfrage nach Haifischflossen in China und Thailand. Weder der Fang noch der Handel sind derzeit ausreichend reguliert. Deshalb schlägt Panama vor, auf der kommenden Welt-Artenschutzkonferenz (Cites), die am 14. November in Panama City beginnt, alle als „stark gefährdet“ oder „vom Aussterben bedroht“ eingestuften Requiemhai-Arten in Anhang II der Liste der zu schützenden Arten aufzunehmen. Diese Requiemhaie machen den Großteil des einträglichen Handels mit Haifischflossen aus. Auch Blauhaie müßten endlich geschützt werden. Dabei sollte die EU-Kommission eine führende Rolle übernehmen, da 45 Prozent der asiatischen Haifischflossen-Importe aus dem EU-Raum stammten (Natur 8/22). (dm)

 cites.org





Erkenntnis

„Wir produzieren noch zu stark in Deutschland und Europa. Aber wir müssen uns schon wegen der Lieferfähigkeit und aus Sicherheitsgründen globaler aufstellen und ‘local for local’ produzieren. Unsere Standorte in den USA und Asien werden wir deutlich ausbauen. Datencenter brauchen Belüftung und Kühlung ohne Ende, bei Ventilatoren mit 1,5 Meter Durchmesser ist der Transport ein wichtiger Faktor. Da müssen wir möglichst nahe beim Endkunden produzieren.“

Klaus Geißdörfer, Chef der Ventilatorenfabrik und des Familienunternehmens EBM-Papst