© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/22 / 18. November 2022

Aus den Ballungsgebieten der Bildungsfernen
Neopronomen auf dem Vormarsch
(ob)

Es liegt in der Logik dieser Gleichheitsideologie, sich nicht mit Gendersternchen oder Unterstrich zu bescheiden, sondern die zwar biologisch unhaltbare, weltanschaulich indes erwünschte „Vielfalt der Geschlechter“ auf allen sprachlichen Ebenen „grammatisch sichtbar“ zu machen. Aktuell zeichnet sich darum, wie der Sprachkritiker und Zeitungsherausgeber Thomas Paulwitz warnt, ein Trend zu „Neopronomen“ ab, der die sprachliche Bevormundung verschärfen würde. Neben Maskulinum (er), Femininum (sie) und Neutrum (es) verbreite sich derzeit ein „Utrum“ oder „Inklusivum“. Etwa „dey“, abgeleitet vom englischen „they“. Um nur im Promillebereich präsente „Minderheiten“ wie Transsexuelle nicht zu diskriminieren und das binäre Geschlechtersystem sprachlich zu überwinden, soll es beispielsweise künftig nicht mehr „er/sie liest Zeitung“ heißen, sondern „dey liest Zeitung“. Das klingt lächerlich, findet aber in den Ballungsgebieten der Bildungsfernen, bei den Grünen und ihren Parteigängern in den Medien, regen Zuspruch. Nur dank solcher Multiplikatoren in Politik und Gesellschaft könne die abseitige Genderideologie die Zone des Sektierertums verlassen und sich anmaßen, auf totalitäre Art und Weise das Leben aller Bürger zu bestimmen. Mache sich heute „verdächtig“, wer den Genderstern ignoriert, falle bald auf, wer Pronomen für Nicht-Binäre meidet. Was arbeitsrechtliche Konsequenzen hätte, wie dem „Transgender-Handbuch“ der Deutschen Telekom AG zu entnehmen ist, das zwecks Bestrafung verletzender Nicht-Verwendung von Neopronomen einen „Meldeprozeß eingerichtet“ habe (Deutsche Sprachwelt, 89/2022). 


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