© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/22 / 18. November 2022

Blick in die Medien
Nalf wird „germanized“
Tobias Dahlbrügge

In Schwäbisch Hall wird erfolgreich American Football gespielt. Das Profiteam der Unicorns zählt zur europäischen Spitze. Einer der Spieler ist Nick Alfieri aus Portland/Oregon. Der Amerikaner lebt seit fünf Jahren mit seiner deutschen Freundin Laura in Schwäbisch Hall. Auf Youtube zeigt er als „NALF“ seine Eindrücke und Erfahrungen als Ami in Deutschland.

Das ist nicht nur unterhaltsam und lustig, es ist auch lehrreich, die eigene Kultur im Spiegel eines Ausländers zu sehen. Manche Dinge, die uns völlig selbstverständlich und belanglos erscheinen, sind für Fremde zuweilen arg gewöhnungsbedürftig oder absolut begeisternd.

Die Deutschen sollten ruhig stolzer auf ihre regionalen kulinarischen Spezialitäten sein.

Der 30jährige ist entzückt davon, daß man in Deutschland auf der Straße Bier trinken darf und liebt Flammkuchen und „Shnizzl“. Er liebt das Leben in Deutschland und sagt: „I became germanized!“ Heute bekäme er einen Kulturschock, wenn er in die USA reist. Und ganz schwäbisch sagt er: „Work, work and build a house!“ (Schaffe, schaffe, Häusle baue)

Dabei fiel der Anfang nicht leicht. Nalf mußte die Mülltrennung erlernen und wurde angepflaumt, weil er das Auto laufen ließ, während er Eis von der Scheibe kratzte – ein verstörendes Erlebnis.

Zu den Dingen, die er bis heute nicht versteht, zählen deutsche Ladenschlußzeiten, Autos mit Schaltgetriebe („In den USA wäre das die perfekte Diebstahlsicherung – niemand würde ein Auto mit Schaltgetriebe klauen“) und daß die Deutschen ihre Landesflagge nicht würdigen. Very strange.

In einem Video-Tutorial erklärt er, wie man in 50 Schritten zum perfekten Deutschen wird, unter anderem indem man Kartoffelsalat mitbringt, wenn man zum Grillen eingeladen wird. Generell findet Nalf, wir sollten viel mehr stolz auf uns und unsere regionalen kulinarischen Spezialitäten sein.

Typisch deutsch sei außerdem, Fenster auf Kipp zu stellen, gegen alles versichert zu sein, der Gruß „Mahlzeit!“ sowie die Fähigkeit, Bierflaschen mit allem zu öffnen, außer mit einem Flaschenöffner.

Nur mit einem hapert es noch, mit der deutschen Sprache. Wer die unterhaltsamen Videos anschauen möchte, muß daher amerikanisches Englisch verstehen.