© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/22 / 18. November 2022

Meldungen

Verborgene Steinreliefs bei Rekonstruktion entdeckt

PHILADELPHIA. Von 2014 bis 2017 hielten die Horden des Islamischen Staates Mossul besetzt und zerstörten in diesem Zeitraum mehrere archäologische Stätten in der nordirakischen Stadt. Dabei traf es im April 2016 auch das Mashki-Tor, das einst Teil der Stadtmauer der bedeutsamen mesopotamischen Metropole Ninive gewesen war. Die Errichtung dieser ursprünglich zwölf Kilometer langen Befestigungsanlage erfolgte während der Herrschaft des neuassyrischen Königs Sin-ahhe-eriba alias Sanherib, welche von 705 bis 681 v. Chr. währte. Seit einiger Zeit arbeiten irakische und US-amerikanische Experten unter Ali al-Jabbouri und Michael Danti an der Wiederherstellung des Mashki-Tores. Dabei fanden sie jetzt akribisch gemeißelte Steinreliefs, welche – so besagen es die Inschriften darauf – Szenen aus dem Feldlager von Sanherib zeigen, der insgesamt sieben Kriege gegen benachbarte Reiche führte. Allerdings wurden die Platten, die zu den wichtigsten Entdeckungen assyrischer Monumente seit dem 19. Jahrhundert zählen, wie ganz profanes Baumaterial in dem Tor vermauert (Pressemitteilung der University of Pennsylvania vom 29. Oktober 2022). Möglicherweise geschah dies im Nachgang zur Ermordung Saheribs. (ts)

 www.penn.museum





Astronomische Studien auf abgeschabtem Pergament

NEW YORK. Der griechische Gelehrte Hipparchos von Nicäa (um 190 bis 120 v. Chr.) war der Begründer der wissenschaftlichen Astronomie und hat auch als erster die exakten Positionen etlicher Fixsterne erfaßt. Allerdings gelten seine Hauptwerke sämtlich als verloren. Um so bedeutsamer ist daher eine Entdeckung, über die der Althistoriker Victor Gysembergh vom französischen Centre national de la recherche scientifique (CNRS) und dessen Kollegen jetzt im Journal for the History of Astronomy (4/2022) berichten: Unter dem im 10. Jahrhundert auf abgeschabtem und hernach wiederverwendetem Pergament geschriebenen lateinischen Text „Codex Climaci Rescriptus“, der aus dem Katharinenkloster auf der Sinai-Halbinsel stammt, konnten mittels multispektralfotografischer Methoden Zahlen und griechische Buchstaben aus dem 5. oder 6. Jahrhundert sichtbar gemacht werden. Und diese stehen ganz eindeutig für die Koordinaten von Gestirnen in der Zeit um 129 v. Chr. Deshalb vertreten die Forscher die Ansicht, daß es sich hier um eine Abschrift von Teilen des verschollenen Originalwerkes von Hipparchos handele, weil keine andere Person damals in der Lage gewesen sei, derartige Standortbestimmungen vorzunehmen. (ts)

 www.journals.sagepub.com





Erste Sätze

In der deutschen Historiographie haben die Beziehungen zwischen Polen und Rußland als eines der großen Problemfelder der europäischen Geschichte bisher wenig Beachtung gefunden.

Klaus Zernack: Polen und Rußland. Zwei Wege in der europäischen Geschichte, Berlin 1994





Historisches Kalenderblatt

21. November 1952: In Prag werden in einem Schauprozeß elf von 14 Führern der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, darunter Generalsekretär Rudolf Slánský, wegen „trotzkistisch-titoistisch-zionistischer Verschwörung“ zum Tode verurteilt.