© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/22 / 18. November 2022

Umwelt
E-Traktor keine Alternative
Volker Kempf

Seit über hundert Jahren gibt es mit schweren Bleibatterien betriebene Transporter und Gabelstapler. Dank der leichteren Lithium-Ionen-Akkus (Li-Ion) sind viele Anwendungsbereiche auch in der Landwirtschaft hinzugekommen. Aber warum keine E-Traktoren? Ein elektrischer Lieferwagen fährt kurze Strecken, ein Schlepper ist im Dauereinsatz mit hohen Ansprüchen an die Zugkraft. Da wären einige Akkus mehr nötig als bei einem Stapler, der ohnehin ein Gegengewicht zu dem braucht, was er vorne auf seine Gabel lädt. Wie der Agrartechniker Roger Stirnimann (HAFL Bern) im Fachblatt Landwirt bio (11/22) erklärt, bräuchte ein 250-PS-Traktor für zehn Stunden Einsatz eine Batteriekapazität von 900 Kilowattstunden (kWh). Das ergäbe 5,5 Tonnen oder vier Kubikmeter Akkublöcke. An ihrem Gewicht sind schon die großen Dampftraktoren gescheitert, sie waren für den Ackerboden zu schwer. So schnell wird das also nichts, egal wie hoch das subventioniert würde. Nur im Kleintraktorbereich bewegt sich etwas: Der Schweizer Hersteller Rigitac kündigt zur Jahreswende einen batteriebetriebenen Kleintraktor für Kommunalbetriebe an; gearbeitet werde auch an einem Modell für die Landwirtschaft mit bis zu 80 kWh.

Trotz Subventionen für die „Energiewende“: So schnell führt auf dem Acker kein Weg am Diesel vorbei.

Wenn batteriebetriebene Traktoren in der professionellen Landwirtschaft damit auf absehbare Zeit nur sehr begrenzt zum Einsatz kommen werden, stellt sich die Frage nach dem Wasserstoff-Antrieb (H2). Dieser könnte nach Stirnimann für die „Energiewende“ wichtiger werden, weil damit überflüssiger Strom etwa aus der Windkraftnutzung speicherbar werde, aber dem Diesel in der Landwirtschaft werde auch das kaum Konkurrenz machen können. Die Energiedichte sei sei vergleichsweise gering und der Brennstoffzellenbetrieb zuzüglich Pufferbatterie, Kühlung und H2-Tanks benötige „sehr viel Platz“. Hinzu kommt die fehlende Kühlung durch Fahrtwind. Als weitere Alternative wären Methangasmotoren denkbar, aber auch hier sei die geringe Energiedichte des Treibstoffes ein Nachteil für die Einsatzzeit. Alternative Antriebstechniken für Zugmaschinen in der Landwirtschaft sind damit eher etwas für die Idealisten in der Teilzeitlandwirtschaft. So schnell führt auf dem Acker kein Weg am Diesel vorbei.