© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/22 / 18. November 2022

Meldungen

Zoonosen im Visier einer Dresdner Geographin

DRESDEN. Für die Humangeographin Judith Miggelbrink (TU Dresden) habe die Corona-Pandemie gezeigt, daß Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen überspringen, das Potential haben, „gewaltige Krisen“ auszulösen. Sars, Rinderwahn, Tollwut, Ebola oder die Affenpocken waren bereits vor 2019 bekannte Beispiele dafür. Die Weltgesundheitsorganisation WHO gehe davon aus, daß schon im vergangenen Jahrzehnt drei Viertel der ausgebrochenen Infektionskrankheiten durch Zoonosen verursacht wurden. In ihrem von der Gerda-Henkel-Stiftung geförderten Forschungsprojekt „Protein Matters“ will die 56jährige Professorin darum der Frage nachgehen, welche Rolle die Massentierhaltung bei der Entstehung von Zoonosen spiele und wie die Agrarindustrie, die vegane Bewegung und Fleischkonsum, öffentliche Diskussionen und gesetzliche Vorgaben Pandemien beeinflussen. Thema ist auch der neue Markt für künstliche Eiweißproduktion (Deutsche Universitätszeitung, 9/22). (dm)

 www.gerda-henkel-stiftung.de





Gute Aussichten, Wind- und Solarstrom zu speichern?

CAMBRIDGE. Sonne und Wind  schicken zwar keine Rechnung, aber im Gegensatz zu fossilen und Atomkraftwerken können solche unsteten Quellen keinen Grundlaststrom liefern. Grundlastfähig wäre Solar- und Windstrom erst, wenn sich deren Strom speichern ließe. Auf eine Problemlösung weist eine Forschergruppe um Alina LaPotin (Massachusetts Institute of Technology/MIT) hin. Es handelt sich um die schon in den 1960ern am MIT erprobte Thermophotovoltaik (TPV), mit der Energie von einem wärmefesten Material auf dem hohen Temperaturniveau von bis zu 2.400 Grad Celsius gespeichert wird. Die vom Speicher emittierte Infrarotstrahlung kann dann mittels photovoltaischer Halbleiter in Strom umgewandelt werden. Jedoch lag der bisher im Labor erzielte TPV-Wirkungsgrad nur bei 36 Prozent, was für die Praxis ungenügend sei. Falls die Marke von 50 Prozent überschritten werde, wofür „längerfristig gute Aussichten“ bestünden, ließe sich so die „Dekarbonisierung der Elektrizitätserzeugung“ erreichen (Naturwissenschaftliche Rundschau, 6/22). (ck)

 ase.mit.edu





Älteste Wagenspur der Welt in Ostholstein gefunden

KIEL. Bei archäologischen Feldarbeiten in Flintbek bei Kiel, auf einem der größten Megalith-Friedhöfe, wo sich Grabhügel und Steingräber aus der Bronze- und Jungsteinzeit befinden, wurde eine 5.400 Jahre alte Wagenspur entdeckt. Die Archäologieprofessorin Doris Mischka (Uni Erlangen-Nürnberg) stellte fest, daß die fünf bis sechs Zentimeter breiten Streifen zu jungsteinzeitlichen Holzrädern passen, wie sie in norddeutschen Mooren gefunden wurden. Wahrscheinlich habe der von Rindern gezogene Wagen Baumaterial zum Gräberfeld transportiert, das laut C14-Methode 5.800 Jahre alt ist, während die Wagenspur 400 Jahre jünger ist. Das lege den Schluß nahe, daß Lastkarren in Europa und nicht im Orient erfunden worden sind: Die Spur ist älter als entsprechende Indizien aus anderen Weltteilen (Spektrum der Wissenschaft, 7/22). (ob)

 www.uf.phil.fau.de





Erkenntnis

„Ich glaube, jeder erkennt, daß wir in außergewöhnlichen Zeiten leben. Im Augenblick ist es nachvollziehbar, daß Kohle kurzfristig einen Beitrag zur Sicherung der Energieversorgung leistet, auch in Deutschland.“

Achim Steiner, Chef der Entwicklungsorganisation der Vereinten Nationen (UNDP)