Um die Uhren der Luxusklasse herrscht ungebrochen ein großer Hype. Leergekaufte Schmuckhändler sind ein Indikator, daß das teure Accessoire nicht nur als Privatvergnügen beliebt ist, sondern auch Anleger ein genaueres Auge auf Rolex und Co. geworfen haben. Doch nicht nur Wohlhabende erfreuen sich am edelmetallischen Schmuck: Obwohl ein Kauf der meisten Modelle durch massive Preissteigerungen für den Normalbürger unerreichbar geworden ist, hat sich eine enorme Fanschar um den Hype gebildet, angeführt von Influencern wie Marc Gebauer.

Verwunderlich ist das nicht. Teure Uhren gelten zunehmend als Statussymbol und werden durch Rapmusik zurück in das Gedächtnis der jungen Generation gespült. Doch lohnen sie sich auch als Wertanlage? In Zeiten von Inflation mögen die Uhren als lukrative alternative Investmentmöglichkeiten erscheinen, doch es ist Vorsicht geboten: Nicht jede teure Uhr ist automatisch ein Renditengarant. Nur etwa ein Fünftel eignet sich als Anlage – und für die hohen Gewinne braucht es das nötige Kleingeld. Rolex-Uhren brachten laut dem Uhren-Portal watchtime.net in den vergangenen Jahren durchschnittlich rund fünf Prozent Rendite.

Fest verankert in Popkultur und Influencerbranche

Dabei explodierten vor allem die Preise der Edelmarken wie Rolex, Audemars Piguet oder Patek Philippe. Beliebt sind die klassischen Dauerbrenner: Rolex „Daytona“, Patek Philippe „Nautilus“ oder Audemars Piguet „Royal Oak“. Letztere gehört laut dem Online-Uhrenmarktplatz Chronos24 zu den Modellen, deren Preis im vergangenen Jahr am stärksten gestiegen ist. Sie konnte ihren Verkaufswert am Zweitmarkt um 60 Prozent steigern, auch die „Daytona“ ist mit 38 Prozent Zuwachs gut im Rennen – Wartelisten im Kauf inklusive. Zwar stagnierten und sanken die Werte einiger Uhren in diesem Jahr durch ein höheres Handelsaufkommen und eine größere Verfügbarkeit vieler Modelle, ein rasanter Einbruch ist jedoch eher unwahrscheinlich. Aktuell kann man für eine mit Edelsteinen besetzte Daytona auf Chrono24 über eine Million Euro bezahlen, mit knapp 16.000 Euro geht es allerdings auch günstiger, je nach Variante. 

Uhren, die stark im Wert steigen, sind fast ausschließlich im höherpreisigen Segment anzusiedeln, Käufer finden sich dennoch. Während etwa die Schweizer Uhrmacher in den vergangenen Jahren immer weniger günstige Uhren verkauften, wurden laut Chrono24 im Bereich der Produkte ab 3.000 Euro immer höhere Zuwächse eingefahren. Für Einsteiger ist der Preis zumeist das größte Hindernis. Doch der Markt verändert sich: Auch Uhren in mittleren Preiskategorien gewinnen immer stärker an Popularität. 

Allerdings gilt auch hier: Wer investieren möchte, sollte die längerfristigen Wertentwicklungen der Modelle im Blick behalten und nicht nur auf die Hype-Modelle schauen. Denn: Preisschwankungen sind nicht ausgeschlossen und die extreme Konzentration auf die hochpreisige Nische läßt die Preise zusätzlich in die Höhe schnellen – die Anlage wird spekulativer. Neben diesem Risiko warten zusätzliche Preisfallen: Eine Revision der Luxusmodelle, Rolex beispielsweise empfiehlt sie nach zehn Jahren, kostet gleich mehrere hundert Euro. Zusätzliche Kosten können außerdem für die Lagerung anfallen. 

Dennoch haben die teuren Uhren das Herz der Jugend erobert. Denn der teure Armschmuck ist fester Bestandteil der Popkultur. Nicht wenige Rapper widmeten ihm sogar einen eigenen Song. Von Shindys „Nautilus“ über Kollegahs „Roli“ – die Liste der protzigen Prollhymnen ist lang. Was von den Stars und gleichzeitigen Vorbildern gerappt wird, tangiert auch die junge Generation. Auch wenn die meisten Modelle unerreichbar bleiben, ist zumindest der digitale Blick auf die begehrten Schmuckstücke erlaubt. 

Auf Youtube, Twitch oder Instagram feiern Uhren-Experten wie Marc Gebauer auch deshalb große Erfolge. Knapp über 350.000 Abonnenten unterhält der 34jährige auf Youtube, bei Instagram folgen ihm mit 320.000 Followern nur unweit weniger Fans. In seinen Videos gibt er Roomtouren in seiner Villa, spielt mit anderen Youtubern wie Knossi oder spricht über seine eigenen Produkte. Denn: Gebauer vertreibt im eigenen Onlineshop neben Kaffee, Parfums und anderen Accessoires natürlich – Luxusuhren. Zu seinen Kunden zählen in diesem Bereich Stars wie Elyas M’Barek, Moritz Bleibtreu oder auch der Youtuber MontanaBlack.

Fotos: Eine sehr seltene Rolex Daytona „Oyster Sotto“ mit „Paul Newman“-Ziffernblatt bei einer Auktion von Christie’s: Wettlauf der Sammler; Ron Sommer, ehemaliger Vorstands-vorsitzender der Deutschen Telekom, trägt eine Audemars Piguet Royal Oak: Altes Geld; Eine extravagante, mit unzähligen kleinen Diamanten besetzte Patek Philippe Nautilus: Bling Bling für den Herren