© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/22 / 25. November 2022

Milliardenkosten für schwimmende LNG-Terminals mehr als verdoppelt
Teure politische Projekte
Marc Schmidt

Nach der Posse um die „Gasabgabe“ und dem Scheitern der preiswerten Beschaffung von Flüssigerdgas (LNG) ist die Versagensliste von Wirtschaftsminister Robert Habeck um einen Punkt reicher: Anläßlich der Einweihung der ersten Anlegestelle für schwimmende LNG-Aufbereitungsterminals (FSRU) in Wilhelmshaven wurde bekannt, daß sich die Kosten für die sieben geplanten Projekte von 2,94 auf 6,65 Milliarden erhöhen werden. Zudem sind drei stationäre LNG-Terminals geplant, die 2025/26 in Betrieb gehen sollen, um billiges russisches Pipelinegas durch teures LNG zu ersetzen.

Die Milliardeninvestitionen in den Bau der landseitigen Terminals und die Miet- und Betriebskosten für die FSRUs werden die Steuerzahler wohl Jahrzehnte belasten. Dabei sind insbesondere die FSRUs, die für bis zu 15 Jahre gemietet werden, nicht nur finanziell ein eher schlechtes Geschäft – außer für die Betreiber und die weltweiten Flüssiggaslieferanten. Alle Terminals stehen für eine neue energiepolitische Abhängigkeit – von den fernen LNG-Exporteuren wie Australien, USA, Malaysia, Nigeria oder Indonesien. Das näher gelegene, aber heftig kritisierte Katar liefert lieber nach Ostasien. China hat nun sogar eine 27 Jahre laufende und 60 Milliarden Dollar schwere Abnahmevereinbarung mit dem Golfemirat verkündet.

Die Wilhelmshavener FSRU-Anlegestelle wurde immerhin in nur 200 Tagen fertig: „Deutschland kann schnell sein und mit hoher Entschlossenheit Infrastrukturprojekte voranbringen, wenn Bund und Länder und die Projektbeteiligten an einem Strang ziehen“, freute sich der grüne Minister – was überrascht. Der Terminal liegt keine zwei Kilometer Luftlinie entfernt zum Areal des Jade-Weser-Ports, einem Containerterminal ebenfalls bei Wilhelmshaven. Hier lag die Bauzeit bei elf Jahren. Für die Verzögerungen sorgten hier die grünen Regierungsbeteiligungen in Niedersachsen und Bremen sowie die steigenden Umweltauflagen und Verzögerungsklagen von Verbänden aus dem grünen „Vorfeld“. Im Fall des LNG-Terminals hatte Habeck hingegen Verzögerungen durch ein „Beschleunigungsgesetz“ quasi ausgeschlossen. Viele Unternehmen, deren Ausbauprojekte jahrelang durch „Umweltklagen“ sabotiert worden sind, hätten sich ein so entschlossenes Wirtschaftsministerium auch gewünscht.