© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/22 / 25. November 2022

Viele in der CDU wissen nicht mehr, was christlich heißt
Das „C“ neu aneignen
(dg)

Der letzte CDU-Parteitag, Anfang September in Hannover (JF 37, 38/22), hatte angesichts einer historisch beispiellosen Energiekrise und mitten im sich auftürmenden zweiten Tsunami der Massenzuwanderung ins Weltsozialamt Bundesrepublik nichts Besseres zu tun, als über die Einführung einer innerparteilichen Frauenquote zu streiten. Im Vergleich damit war selbst die nur scheinbar randständige Debatte über einen Antrag, auf Bundesebene einen Katholischen Arbeitskreis einzurichten, von erheblich größerer Brisanz und Aktualität. Denn dieser schließlich abgeschmetterte Antrag kündet für Volker Resing, den heute für das Magazin Cicero tätigen langjährigen Chefredakteur der linkskatholischen Herder Korrespondenz, davon, daß die Christdemokraten sich das „C“ in ihrem Namen wohl neu aneignen müßten. Nicht nur weil der Antrag, dessen Ablehnung ausgerechnet von Mechthild Heil, der Vorsitzenden der Katholischen Frauengemeinschaft, begründet wurde, Symptom eines auch innerkirchlich schwelenden Konflikts zwischen unterschiedlichen katholischen Gruppierungen, den „Progressiven“ und den Konservativen, gerne auch „Romtreuen“,  in der Partei sei, sondern weil viele in der CDU gar nicht mehr wissen, was „christlich“ bedeuten solle. Zwar vermitteln Meinungsumfragen, daß dieses Adjektiv immer noch einen besseren Ruf genieße als der Begriff konservativ, aber diese höhere Werbekraft ersetze keine Politik, die die große historische Bedeutungsfülle des Christlichen nutzen könnte. Vorausgesetzt, die Partei gewinne dafür Kompetenz und Sprechfähigkeit in Sachen christlicher Glaube zurück (Herder Korrespondenz, 10/2022). 


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