© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/22 / 25. November 2022

Filmkritik Alain Delon Collection
Französischer Haudrauf
Werner Olles

Der junge Italoamerikaner Eddie Pedak (Alain Delon) verliert wegen seiner kriminellen Vergangenheit und durch die Nachstellungen des mißtrauischen Kommissars Mike Vido (Van Heflin) seine Stellung und gerät erneut auf die schiefe Bahn, obwohl er sich gemeinsam mit seiner Frau Kristine (Ann-Margret) und ihrer kleinen Tochter ein neues Leben aufbauen wollte. Ralph Nelsons harter und psychologisch differenzierter und letztlich tragischer Gangsterfilm „Millionenraub in San Francisco“ („Once a Thief“, 1965) beeindruckt durch seine lakonische Erzählweise und prägnante Figurenzeichnung.

In Pierre Granier-Deferres „Der Sträfling und die Witwe“ („La Veuve Conderc“/„L’Evaso“, 1971) findet ein entflohener Häftling bei der im Dorf angefeindeten Witwe Tati (Simone Signoret) Arbeit. Als er sich in deren 16jährige Nichte Françoise (Monique Chaumette) verliebt, verraten ihn die neidischen Dorfbewohner an die Polizei. Die Inszenierung leidet unter einigen Schwächen, die auch die beiden erstklassigen Hauptdarsteller nicht auszugleichen vermögen.

Der 17jährige Sohn des Industriellen Jacques Batkin (Alain Delon) tötet im Drogenrausch versehentlich einen Polizisten. Als die kriminelle Vergangenheit des Vaters dadurch auffliegt, erscheint ein fairer Prozeß aussichtslos. José Giovannis dramatischer Kriminalfilm „Wie ein Bumerang“ („Comme un Boomerang“/„Il Figlio del Gangster“,1976) ist ausgezeichnet besetzt, doch phantasielos und noch dazu mit aufgesetzter Moral inszeniert.

In Jacques Derays Thriller „Der Teddybär“ („L’Orio di Peluche“, 1974) bekommt der selbstgefällige und gefühlskalte Gynäkologe Jean Rivière (Alain Delon) eines Tages per Post einen Teddybär. Wenig später meldet sich ein anonymer Anrufer mit dem Hinweis, er werde sich für den Tod eines Menschen verantworten müssen. Daraufhin beginnt der Arzt, seine Vergangenheit Revue passieren zu lassen …

Der Kunsthändler Pierre Niox (Alain Delon) ist stets rastlos auf der Suche nach neuen Objekten. Seine Frau Edwige (Mireille Darc) versucht ihren erfolgreichen Mann zwar zu bremsen, es gelingt ihr aber nicht zu verhindern, daß er – endlich am Ziel seines größten Wunsches – zum Verlierer wird. Edouard Molinaros „Der Antiquitätenjäger“ („L’Homme Pressé“, 1977) ist zwar sorgfältig inszeniert, vermag jedoch über einen Mangel an Tiefgang nicht hinwegzutäuschen.

DVD: Alain Delon Collection. Pidax 2022, Laufzeiten: 102/85/97/87/87 Minuten