© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/22 / 25. November 2022

Trump und Murdoch im Zoff
Fox News und konservative Zeitungen stellen sich gegen ein Comeback des Ex-Präsidenten
Julian Schneider

Für Donald Trump läuft es nicht gut. Nach dem für die Republikaner enttäuschenden Ausgang der Midterm-Wahlen, war für viele der Schuldige schnell ausgemacht: Der ehemalige Präsident habe der Grand Old Party (GOP) zu radikale oder dubiose Kandidaten aufgedrängt, die bei den Wählern reihenweise durchfielen. Anders als erhofft, konnten sie entscheidende Senatoren- und Gouverneursposten, etwa in Pennsylvania und Arizona, nicht gewinnen. Im Senat behielten die Demokraten trotz miserabler Zustimmungswerte für Präsident Joe Biden ihre Mehrheit und konnten sie sogar ausbauen; nur mit Mühe eroberten die Republikaner eine knappe Mehrheit im Repräsentantenhaus. Einzige Ausnahme in diesem trüben Bild: Floridas GOP-Gouverneur Ron DeSantis gelang eine triumphale Wiederwahl.

Seit dem Midterm-Flop hat sich der Wind in den konservativen und rechten Medien markant gegen Trump gewendet. Und die Stimmung ist zunehmend gereizt. Als wütendes eiförmiges blondes Riesenbaby „Trumpty Dumpty“ verspottete die New York Post, eine reichweitenstarke Boulevardzeitung aus dem Murdoch-Imperium, den Ex-Präsidenten.

Der Medienmogul will die erneute Kandidatur nicht unterstützen

Noch schlimmer: Als Trump vergangene Woche im goldglänzenden Saal seiner Residenz Mar-a-Lago seine einstündige „große Ankündigung“ zur erneuten Kandidatur für 2024 machte, schaltete Fox News nach einer Weile einfach weg. Zu langweilig wurde es, die Einschaltquote bröckelte. 

Das Tischtuch zwischen Trump und Murdoch scheint zerschnitten. Schon vorher hatte sich Trump auf seiner Plattform „Truth Social“ bitterlich beklagt, die Medien von Murdochs News Corp., darunter „Fox, das Wall Street Journal und die nicht mehr großartige New York Post … stehen jetzt voll hinter Gouverneur Ron DeSanctimonious“ (in etwa „Ron der Scheinheilige“).

Tatsächlich ist der Umschwung augenfällig. Murdoch-Medien, die lange Zeit zu Trump standen, nannten ihn jetzt einen „Loser“, sogar „den größten Verlierer der Republikaner“, der die Partei ein ums andere Mal in ein politisches Fiasko ziehe, schrieb das Wall Street Journal. Der greise Medienzar soll Trump in mehreren Gesprächen klargemacht haben, daß er eine erneute Kandidatur nicht unterstützen werde. Vor allem Murdochs ältester Sohn Lachlan, der wahrscheinliche Nachfolger im Unternehmensimperium, soll sich von Trump abgewandt und DeSantis zugewandt haben. Die New York Post erfand für den 44jährigen Aufsteiger aus Florida den Spitznamen „DeFuture“.

Ohne die Fox-Reichweite wird es für Trump künftig schwieriger, Botschaften zu verbreiten. Kleinere rechte Sender wie OAN (One America News Network) oder Plattformen wie Newsmax sind nur ein schwacher Ersatz. Trump ist zudem bislang nicht wieder bei Twitter aktiv, auch wenn der neue Eigentümer Elon Musk die Sperrung inzwischen aufgehoben hat. Stattdessen tippt er sich auf seiner Twitter-Kopie Truth Social die Finger wund, erreicht dort aber nur 4,8 Millionen Anhänger (siehe Meldungsspalte).

Quer durch die konservative und rechte Medienszene hat sich eine Anti-Trump-Stimmung gebildet. Viele haben die Nase voll. Einige Medien aus dem Republikaner-Lager waren schon immer skeptisch, etwa die National Review, deren Herausgeber nach Trumps Rede in Mar-a-Lago ihm ein „definitives Nein“ entgegenschleuderten. Auch die rechtskonservative Washington Times, einst Reagans Lieblingszeitung, zeigte ihm die rote Karte. „Es ist Zeit für die GOP, Trump wegzuwerfen“, titelte Chefredakteur David Keene. Dazu eine Illustration, die einen schreienden Trump in einem Mülleimer zeigte. 

Nur noch wenige Stimmen halten zum ehemaligen MAGA-Präsidenten. In der Zeitschrift The American Conservative schrieb der frischgewählte Senator von Ohio, J. D. Vance: „Beschuldigt nicht Trump!“ Die Wahlschlappe habe an der finanziellen Spendenübermacht der Demokraten und einer schwachen Wählermobilisierung der Republikaner gelegen. Vances Einwurf erhielt kaum Echo. National-Review-Chef Richard Lowry zeigte sich erfreut, daß erste Umfragen, etwa aus Texas, einen klaren Meinungsumschwung der registrierten GOP-Wähler zugunsten von DeSantis zeigten, falls der nach der Präsidentschaftskandidatur greifen werde.

Foto: Donald Trump hat in Palm Beach seine erneute Kandidatur verkündet (l.), doch die „New York Post“ verhöhnt ihn lediglich (o.): Mehrere Redaktionen haben längst neue Lieblinge wie Ron DeSantis