© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/22 / 25. November 2022

Meldungen

Asiatisch-afrikanische Population auf Madagaskar

CAMBRIDGE. Obwohl die Insel Madagaskar lediglich 425 Kilometer vor der Ostküste Afrikas liegt, wurde sie vor rund 2.000 Jahren von Menschen besiedelt, welche eine austronesische Sprache verwendeten und wahrscheinlich von der 7.000 Kilometer entfernten malaiischen Insel Borneo kamen. Diese Urbevölkerung umfaßte etwa ein Jahrtausend lang nur wenige hundert Individuen. Dann landete eine anfangs wiederum sehr überschaubare Gruppe von Personen auf Madagaskar, die nun aber aus Afrika stammte und Bantu sprach. Anschließend explodierte die Bevölkerungszahl förmlich, während sich beide Populationen vermischten und größere Siedlungen errichteten sowie systematisch Landwirtschaft zu betreiben begannen. So lautet das Ergebnis der seit 2007 im Rahmen des Madagaskar Genetic and Ethnolingustic Project laufenden Studie eines internationalen Wissenschaftlerteams um Alva Omar von der Universität Toulouse, über die jetzt im Fachblatt Current Biology berichtet wird (Online-Ausgabe vom 4. November 2022). Für die Forscher ist es naheliegend, daß die gravierenden Veränderungen in der Besiedlungsgeschichte Madagaskars zum Aussterben der dortigen Megafauna mit Riesenlemuren und Elefantenvögeln führten. (ts)

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Frühe Zeugnisse der Alphabetschrift entdeckt

JERUSALEM. Im Gegensatz zur mesopotamischen Keilschrift und den ägyptischen Hieroglyphen ist die Alphabetschrift deutlich unkomplizierter zu handhaben, weil sie nur rund 20 bis 40 Zeichen zur Visualisierung der verschiedenen bedeutungstragenden Laute einer Sprache benötigt. Der Ursprung dieser Schrift lag nach heutigem Kenntnisstand auf der Sinai-Halbinsel, wo kanaanitische Wanderarbeiter die Hieroglyphen der Ägypter in einfach strukturierte Buchstaben verwandelten, um ihr eigenes Idiom zu verschriften. Das soll um 1800 v. Chr. geschehen sein, wonach dann der im Gebiet des heutigen Zentral-Israel liegende kanaanitische Stadtstadt Lachisch als Vorreiter bei der Durchsetzung der Alphabetschrift fungierte. Dort muß die letztere bereits vor 3.700 Jahren im Alltag präsent gewesen sein, wie ein bemerkenswerter Fund zeigt, der einigen israelischen Archäologen um Yosef Garfinkel kürzlich gelang. Dabei handelt es sich um einen Kamm aus dieser Zeit, dessen Inschrift besagt, er möge gute Dienste beim Entfernen von Läusen aus Bart und Kopfhaar leisten (Jerusalem Journal of Archaeology 2/2022). Bislang kannte man keine so alten vollständigen Sätze in der kanaanitischen Alphabetschrift. (ts)

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Erste Sätze

Was ist Aufklärung? Diese Frage beschäftigte die Aufklärer noch, als der Begriff längst zum Schlagwort geworden war, vor dem sich alles, was die aufgeklärten Zeitkritiker zur Finsternis zählten, zu rechtfertigen hatte.

Horst Möller: Vernunft und Kritik. Deutsche Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1986





Historisches Kalenderblatt

26. November 1812: Beim Rückzug vor den Kosaken des Zaren Alexander I. über den Fluß Beresina wird von den übriggebliebenen 70.000 Soldaten der einst 450.000 Mann starken Grande Armée Napoleons (davon viele gepreßte Deutsche) fast die Hälfte aufgerieben.