© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/22 / 25. November 2022

Umwelt
Plätzchen statt Teslas
Volker Kempf

Zu den größten Stromfressern gehört der Wäschetrockner, die Wäscheleine ist oft eine überlegenswerte Alternative. Auch das Wäschewaschen mit 90 Grad Celsius heißem Wasser will gut überlegt sein. Und steht der Kühlschrank in einem kühleren Raum, dann spart das Strom. Daß keine heißen Speisen in den Eisschrank gehören, versteht sich von selbst. Den drittgrößten Anteil am Stromverbrauch nimmt der Bereich Kochen/Backen ein. Ein Wasserkocher ist sparsamer als der Wasserkessel auf dem Herd. Der Topf sollte nicht kleiner sein als die Herdplatte, sonst geht ein Viertel der Energie nur für die Erwämung der Luft neben dem Tropf drauf. Der Bereitschaftsmodus von Ladegeräten, Hi-Fi-Anlagen, Computern, Bildschirmen und Druckern summiert sich jährlich auf dreistellige Kilowattstunden und damit weit mehr als einen Hunderter. Steckerleisten mit einem Ausschalter verhindern den Stand-by-Verbrauch, ebenso die automatische WLAN-Abschaltung in der Nacht.

Die mit Milliarden Euro subventionierte E-Mobilität gleicht einem Faß ohne Boden.

Und die abnehmende Qualität der Fernsehsendungen ist auch ein guter Anlaß, noch öfters den Ausschaltknopf zu drücken und so noch mehr vom teuren Strom einzusparen. Da ist die politisch propagierte kalte Dusche vielleicht gar nicht mehr zwingend nötig. Wie viele Haushalte auf diese Weise so viel Strom einsparen, damit ein E-Auto damit betrieben werden könnte, kann hier nicht beantwortet werden, aber es werden ja immer mehr Teslas, VW ID.4, Hyundai Kona & Co. Die mit Milliarden subventionierte E-Mobilität gleicht einem Faß ohne Boden. Bei den vielen kursierenden Stromspartips fehlt also ein wichtiger Stromverbraucher, über den so manch Besserverdienerhaushalt verfügt: das E-Auto, das eine Art heilige Kuh ist. Dabei wäre es spannend zu erfahren, wie viele Plätzchen man rechnerisch mit dem Stromverbrauch eines E-Autos backen könnte. Die Adventszeit ohne Plätzchen, das wird doch niemand ernsthaft fordern wollen, dafür ist sie vielen doch noch zu heilig. Möge das so bleiben.