© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/22 / 02. Dezember 2022

Politisierung des Fußballs
Es ist viel kaputtgegangen
Ronald Berthold

Daß die WM nicht nach Katar gehört, steht auf einem anderen Blatt als die politischen Mätzchen, mit denen sich Deutschland vor dem ersten Spiel weltweit lächerlich gemacht hat. Wenn der DFB schon ein Zeichen hätte setzen wollen, dann wäre es richtig gewesen, vor Jahren zu sagen: Da machen wir nicht mit. Wir spielen doch nicht im Winter in einem korrupten Zwergstaat ohne Fußball-Tradition das größte verkaufte Turnier der Welt.

Deutschland hätte sich Verbündete suchen müssen. Mit mehreren Fußball-Weltmächten anzukündigen, die Wüsten-Farce zu boykottieren, wäre mutig gewesen. Aber doch nicht das Affentheater um ein Regenbogen-Herz! Zumal auf den offiziellen Fifa-Binden „No Discrimination“ steht. Was spricht dagegen, die zu tragen, wenn man zeigen will, wie gut man ist? Nein, die Deutschen müssen es auf die woke Spitze treiben, sich wie bockige Kinder den Mund zuhalten, bis sich selbst die einstigen Mitstreiter aus Belgien und Holland über uns lustig machen.

Als den Spielern gegen Spanien klar war, daß es bei einer WM keinen Preis für Kirchentags-Gehabe gibt, stimmte plötzlich die Leistung. Wenn sie da weitermachen, kann sich die Stimmung im Land noch drehen. Es ist viel kaputtgegangen. Aber Erfolge wirken bei Fans bekanntlich Wunder. Jedem dürfte nun klar sein: Ein selbsternannter Moralweltmeister wird nicht umjubelt, nicht einmal in der Regenbogenrepublik.