© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/22 / 02. Dezember 2022

Protestwelle rollt durch China
Sie trauen sich auf die Straße
Albrecht Rothacher

Auch das leidgeprüfte chinesische Volk läßt sich vom Lebenszeitdiktator Xi Jinping nicht endlos schikanieren. An zahlreichen Orten entlädt sich eine Protestwelle. Aus den riesigen iPhone-Werken von Zhengzhou entflohen jüngst Tausende Arbeiter, die seit Wochen in ihren Werkhallen eingesperrt waren. Bei einem Hochhausbrand in der uighurischen Hauptstadt Urumtschi verbrannten zudem mindestens zehn Menschen aufgrund verriegelter Notausgänge.

Das wiederum empörte Tausende von Großstadtbewohnern an der fernen Ostküste Chinas. Erstmals seit 1989 gehen die Leute auf die Straße, trotzen todesmutig der Corona-Willkür des Regimes und fordern den Sturz von Xi Jinping. Die Proteste waren vor allem in der Metropole Schanghai stark, wo gut 26 Millionen Menschen wochenlang im Hausarrest ohne medizinische Betreuung verharren mußten.

 Ob aus diesen Revolten Xis Regime, der beim kürzlichen KP-Parteitag mit der demütigenden Abführung seines Vorgängers Hu Jintao seinen Sieg über die innerparteilichen Rivalen und Wirtschaftsreformer zelebrierte, ins Wanken gerät, ist angesichts des Fehlens einer organisierten Opposition noch zu bezweifeln. Auf alle Fälle sind die chinesischen Massenproteste auch ein Menetekel für viele Linksgrüne in Deutschland. Schließlich waren sie die lautstarken Verfechter harter No-Covid-Maßnahmen, die viele Deutsche zwei Jahre lang zum Gehorsam einschüchterten, um sie als Probelauf für eine außergesetzliche Klima-Notstands- und Tugenddiktatur per Zwangsverordnung zu testen.