© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/22 / 02. Dezember 2022

Meldungen

Krieg in der Ukraine: Den Tafeln droht Überlastung 

STUTTGART. Angesichts des Krieges in der Ukraine warnen die Tafeln in Baden-Württemberg vor einer Überlastung. Seit Beginn der russischen Invasion habe sich die Zahl der Personen, die auf Lebensmittelspenden angewiesen sind, um circa 50 Prozent auf etwa 225.000 erhöht, berichtete das Vorstandsmitglied der Tafel Baden-Württemberg, Udo Engelhardt, gegenüber dem Schwarzwälder Boten. Um eine Überlastung einzelner Einrichtungen zu verhindern, sei bereits über Aufnahmestopps für Bedürftige gesprochen worden. Diese sollen zur Anwendung kommen, sobald zu viele Personen gleichzeitig erscheinen. „Die Situation ist jeweils unterschiedlich: in größeren Städten wie Stuttgart oder Konstanz anders als in Schramberg oder Hornberg im Schwarzwald etwa“, betonte Engelhardt. Er appellierte an die Politik, die Tafeln nicht mit der Verantwortung allein zu lassen. Zuletzt hatten auch die Tafeln in Nordrhein-Westfalen vor einer Überforderung gewarnt. Dort hatte sich die Zahl der Besucher seit dem Ukraine-Krieg von 350.000 auf über eine halbe Million erhöht. Neben Flüchtlingen aus der Ukraine würden auch viele Rentner mittlerweile Lebensmittelhilfen in Anspruch nehmen. (JF)





Gewerkschaft: AfD-Mitglieder ausschließen 

ERFURT. Die AfD hat die Ankündigung der Gewerkschaft Verdi, in Thüringen alle AfD-Mitglieder auszuschließen, heftig kritisiert. Die Entscheidung sei „ein klares Zeichen der Schwäche und offenbart eine zutiefst antidemokratische Grundhaltung“, kritisierte der Thüringer Bundestagsabgeordnete Jürgen Pohl. Anstatt sich um die wichtigen Probleme der Beschäftigten im Land zu kümmern, würden „die letzten Räume einer demokratischen Meinungsbildung für Arbeitnehmer parteipolitisch mißbraucht“, beklagte Pohl. Der Bundestagsabgeordnete warnte, der Thüringer Beschluß sei „nur der Anfang weiterer Ausschlußorgien“. Die Gewerkschaft hatte das Verbot einer Doppelmitgliedschaft am Wochenende auf einem Bezirkstag in Weimar beschlossen. Sollte bekanntwerden, daß Verdi-Mitglieder zugleich in der AfD sind, würden Ausschlußverfahren eingeleitet, sagte Geschäftsführerin Corinna Hersel nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa. Ob es eine Einzelprüfung aller Mitglieder geben wird, ist unklar. Verdi verliert seit ihrer Gründung 2001 beständig an Mitgliedern. Gehörten der Dienstleistungsgewerkschaft zu Beginn noch mehr als 2,8 Millionen Mitglieder an, waren es 2021 weniger als 1,9 Millionen. In Thüringen hat der Verband nach eigenen Angaben rund 34.000 Mitglieder. Unvereinbarkeitsbeschlüsse gegenüber der AfD sind bei Gewerkschaften nicht unüblich. So hatte der Bundesvorstand der  Gewerkschaft der Polizei (GdP) im August 2021 eine gleichzeitige Mitgliedschaft in der Partei und in der GdP für miteinander nicht vereinbar erklärt. Ähnliches hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft bereits 2017 beschlossen, einen automatischen Ausschluß von AfD-Mitgliedern seinerzeit aber abgelehnt. (ho)