Substantielle Aufwertung von Handarbeit nötig?
HAMBURG. Der Schweizer Ökonom Thomas Straubhaar sieht in der meist niedrigen Bezahlung eine Ursache für den deutschen Fachkräftemangel. „Wer einen Bachelor- oder gar Masterabschluß erwirbt, darf mit einem deutlich höheren Einkommen rechnen als Gesellen oder Meister“, erklärte der VWL-Professor von der Uni Hamburg in der Welt. Doch wenn „Kopf- gegenüber Handarbeit so sehr viel besser bezahlt wird, ist es doch kein Wunder, daß an allen Ecken und Enden Personal fehlt“, so Straubhaar. „Reden und präsentieren, planen und beschreiben, entwickeln und standardisieren, optimieren und skalieren, überzeugen und verkaufen“ verspreche eben höhere Gehälter. Doch künstliche Intelligenz (KI) werde den Ersatz von Menschen durch Technik auch bei der Kopfarbeit ermöglichen – etwa bei Finanzierung und Versicherung, in Lehre und Forschung oder bei der Produkt- und Prozeßentwicklung, so Straubhaar. Viele Dienstleistungen bedingen Emotionen und Empathie; Handwerk verlange Feinmotorik und Geschicklichkeit: „Damit dürfte das heutige Gehaltsgefüge verrutschen“, so Straubhaar. „Nur durch eine substantielle Aufwertung der Handarbeit läßt sich ein Personalnotstand in vielen Bereichen des Dienstleistungswesens verhindern.“ (fis)
„Beamtenstatus von Lehrern nicht notwendig“
BERLIN. Der Bund der Steuerzahler Deutschland (BdSt) hat vor den finanziellen Folgen einer „Verbeamtungswelle“ gewarnt. „Im Schul- und Lehrbetrieb ist aus meiner Sicht der Beamtenstatus nicht notwendig“, erklärte BdSt-Chef Reiner Holznagel in der Rheinischen Post. Der Beamtenstatus müsse auf den Prüfstand, „denn in vielen Bereichen der öffentlichen Verwaltung wurde sehr viel Personal verbeamtet, ohne daß dies zwingend gewesen wäre“, so Holznagel. Beamtenbund-Chef Ulrich Silberbach (CDU) wies diese Vorwürfe, die auch von CDU-Vize Carsten Linnemann kamen, zurück: Man dürfe den öffentlichen Dienst „nicht demolieren“. Seit Sommer 2022 werden Lehrkräfte auch im Land Berlin wieder verbeamtet. Die 2004 aus Kostengründen abgeschaffte Verbeamtung hatte dazu geführt, daß Berliner Lehrer in andere Bundesländer abgewandert sind und zu wenig Uniabsolventen in der Hauptstadt arbeiten wollten. (fis)
Zahl der Woche
Auf 5,7 Prozent ist der deutsche Reallohnverlust im dritten Quartal gestiegen. Ursache war die im selben Zeitraum auf 8,4 Prozent gekletterte Inflationsrate. Der Nominallohnanstieg um 2,3 Prozent zum Vorjahresquartal konnte den Kaufkraftverlust nicht ausgleichen. Quelle: Statistisches Bundesamt