© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/22 / 02. Dezember 2022

Von den falschen zu den substantiellen Freiheiten
Niemand will eine Ökodiktatur errichten
(ob)

Deutsche Sozialwissenschaftler hatten von jeher ihren eigenen Ehrgeiz, ihr Gehalt wert zu sein. Daraus erklärt sich ihre seit Jahrzehnten praktizierte überparteilich regierungsfromme Unterstützung für die Auflösung der Nation im europäischen Superstaat, für die Masseneinwanderung und für die „Energiewende“. Sich gerade für letztere zu begeistern sorgt seit Beginn des Ukraine-Krieges für erhöhten Publikationsausstoß. Darin predigen, im Einklang mit Politikern, die wie Wolfgang Schäuble (CDU) raten, lieber in den Harz als auf die Cocos Islands zu reisen, Professoren mit 10.000 Euro brutto im Monat ihren nicht so verwöhnten Mitbürgern Konsumverzicht auf allen Ebenen: weniger essen, wohnen, heizen, duschen, Auto fahren. Der Politologe Philipp Lepenies (FU Berlin), Sohn des Soziologen und Publizisten Wolf Lepenies, ist in diesem Sommer mit seinem Suhrkamp-Traktat „Verbot und Verzicht“ vorgeprescht, um von der „Politik“ zwar keine „Ökodiktatur“, aber doch Konsumverbote und Freiheitsbeschränkungen zwecks „transformativer Verhaltenssteuerung“ einzufordern. Da will Thomas Vašek, Hohe Luft-Chefredakteur, nicht anstehen, wenn es gilt, angesichts des „Menetekels des Klimawandels unsere Lebensweise grundlegend zu verändern“. Wobei für Lepenies und Vašek nicht etwa die katastrophale, Inflation anheizende grüne Energiewende Verbraucher zu Einschränkungen nötigt, sondern der Krieg in der Ukraine (Philosophie Magazin, 6/2022) Was aber den Bürgern endlich die Chance biete, alte, falsche Freiheiten aufzugeben, um sie gegen „substantiellen Freiheiten“ wie ein staatlich propagiertes Engagement für den Klimaschutz einzutauschen. 


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