© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/22 / 02. Dezember 2022

Meldungen

Assange: Medien wollen Verzicht auf Strafverfolgung 

HAMBURG. Fünf internationale Medienhäuser, darunter der Spiegel, haben in einem offenen Brief die USA dazu aufgefordert, die Verfolgung des Wikileaks-Gründers Julian Assange (51) einzustellen. In dem am Montag dieser Woche veröffentlichten Schreiben heißt es, die Anklage gegen Assange sei „ein gefährlicher Präzedenzfall und ein Angriff auf die Pressefreiheit“. Verantwortlich für den Brief sind die Chefredakteure und Herausgeber des Spiegels, der französischen Zeitung Le Monde, des britischen Guardian, von El País aus Spanien sowie der New York Times. Diese fünf Medien hatten 2010 mehrere auf WikiLeaks-Dokumenten basierende Artikel rund um vertrauliche Nachrichten des US-Außenministeriums veröffentlicht. In diesen Enthüllungsgeschichten ging es um Korruption, diplomatische Skandale und Spionageaffären von internationalem Ausmaß. Die US-Justiz will Assange seit Jahren wegen Spionagevorwürfen den Prozeß machen. Ihm wird vorgeworfen, mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Aktuell versucht Assange, mit einer Klage vor dem High Court in London gegen seine Auslieferung in die USA vorzugehen, wo ihm eine Gefängnisstrafe von bis zu 175 Jahren droht. Nach jahrelangem juristischen Ringen hatte die britische Regierung die Auslieferung genehmigt. In dem offenen Brief geben sich die unterzeichnenden Medienhäuser nun „zutiefst besorgt“ darüber, daß Assange noch immer verfolgt wird. Es zähle zu den Kernaufgaben von Journalisten in demokratischen Staaten, Fehler von Regierungen zu kritisieren. Wer diese Arbeit kriminalisiere, „schwächt den öffentlichen Diskurs und damit die Demokratie“. (tha)





Georg Klein mit Literaturpreis ausgezeichnet 

DARMSTADT. Für sein Gesamtwerk hat der Schriftsteller Georg Klein am Montag dieser Woche den mit 50.000 Euro dotierten Großen Preis des Deutschen Literaturfonds erhalten. Kulturstaatsministerin Claudia Roth würdigte den 69jährigen als „begnadeten Sprachästheten, der uns immer wieder in die Abgründe scheinbarer Alltäglichkeit schauen läßt“. Beispielhaft nannte sie seine Beschreibungen der alten Bundesrepublik in dem „Roman unserer Kindheit“ (2010). Für dieses Werk erhielt der gebürtige Augsburger den Preis der Leipziger Buchmesse. Zuletzt veröffentlichte Klein im vorigen Jahr den Roman „Bruder aller Bilder“. (tha)

 https://deutscher-literaturfonds.de





Erich-Fromm-Preis 2023 an Psychiater verliehen 

GRIESHEIM. Der Erich-Fromm-Preis 2023 geht an den Psychiater und Philosophen Thomas Fuchs. Der 64jährige ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Heidelberg. Mit seiner wissenschaftlichen Arbeit stehe Fuchs ganz in der humanistischen Tradtition Erich Fromms, hieß es in der Begründung der Jury. Er wende sich auf überzeugende Weise gegen eine weit verbreitete „naturalistisch-szientistische Sichtweise des Menschen“, also gegen die Auffassung, daß sich alle sinnvollen Fragen mit wissenschaftlichen Methoden beantworten lassen. Der mit 10.000 Euro dotierte Erich-Fromm-Preis wird seit 2006 jährlich verliehen. Die Internationale Erich-Fromm-Gesellschaft zeichnet damit Personen aus, „die Hervorragendes für Erhalt oder Wiedergewinnung humanistischen Denkens und Handelns“ geleistet haben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der Theologe Eugen Drewermann, die Musikerin Anne-Sophie Mutter, die Gründer der Hilfsorganisationen „Cap Anamur“, Christel und Rupert Neudeck, sowie der US-Linguist Noam Chomsky. (tha)

 www.fromm-gesellschaft.eu