© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/22 / 02. Dezember 2022

„Fake News, denen Sie vertrauen können“
Nach der Reaktivierung bei Twitter: Die Satireseite „Babylon Bee“ ist angriffslustiger denn je
Boris T. Kaiser

Außerhalb der Vereinigten Staaten war sie eher unbekannt. Aber da Twitter parallel zum Account von Donald Trump auch das Profil von „The Babylon Bee“ entsperrt hat (JF 48/22), erfährt die Satireseite eine Welle der Aufmerksamkeit – knappe zwei Millionen Follower konnte sie bei dem Kurzmitteilungsdienst wieder gewinnen. 

Die in Florida sitzende politische Humor-Plattform, die mit dem Slogan „Fake News you can trust“ („Falschmeldungen, denen Sie vertrauen können“) wirbt, ist so etwas wie der Der Postillon von rechts. Die Autoren des 2016 von Adam Ford gegründeten und betont christlichen Online-Magazins nehmen sich stilistisch all die Freiheiten heraus, die man aus der klassischen linken Polit-Satire kennt, ohne dabei links zu sein. 

Das geht natürlich gar nicht. Zumindest für diejenigen, die diese Methoden installiert haben. Deshalb wurde das Konto auch von den Moralhütern aus Silicon Valley gecancelt: Babylon Bee hatte den sich als Trans-Frau definierenden Kinderarzt und Gesundheitsminister von Pennsylvania, „Rachel Levine“, kurzerhand zum „Man of the Year“ gekürt. Nach mehreren Monaten Zwangsfunkstille melden sich die Macher nun angriffslustiger denn je zurück. Was von dem Polit-Kommentatoren Elijah Schaffer mit einem freudigen „Comedy ist wieder legal“ begrüßt wurde. Ins gleiche Horn stieß der US-amerikanische TV-Gastgeber Chad Prather. Er twitterte: „Dafür bin ich hier.“

Mit „Die 10 kontroversesten Dinge, die Sie wieder auf Twitter sagen können“ oder „Taliban verlassen Twitter aus Protest gegen Trumps Rückkehr“ sind zwei der jüngsten Parodie-Artikel überschrieben. Neben der Netzseite, einem Newsletter und einem Shop betreibt das Team um Besitzer und CEO Seth Dillon, der die junge Medienmarke Ende 2018 gekauft hat, einen Podcast und einen Youtube-Kanal für die „Bee Weak-ly News“ und für die hauseigenen Sketche. Auch hier heißt es volle Breitseite gegen die woke Tech-Bubble, für die die Rückkehr der konservativen Satiriker wohl nur ein weiterer Beweis dafür sein dürfte, daß Elon Musk die Tore zur „Hatespeech“-Hölle aufgestoßen hat: 

„Gefeuerte Twitter-Mitarbeiter bewerben sich für den ersten richtigen Job“ heißt einer der Videoclips und wurde bereits über 2,7 Millionen Mal aufgerufen – ein neuer Rekord seit zwei Monaten. Viele alte und neue Fans freuen sich einfach nur, daß die Frage, was Satire denn nun so dürfe, auf Twitter inzwischen wieder mit „ein bißchen mehr“ beantwortet wird.

 www.babylonbee.com