© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/22 / 02. Dezember 2022

Menschenrechtslage in Katar: Dauerthema nur bis zum WM-Finale
Reformen werden einkassiert
(ob)

Bis zum Finale der 22. Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, so sagt Sportjournalist Ronny Blaschke voraus, dürften die „Menschenrechte“ im kleinen Staat am Persischen Golf „ein mediales Dauerthema“ bleiben (Blätter für deutsche und internationale Politik, 11/2022). Dabei reagierten katarische Politiker „zunehmend genervt“ auf die Kritik an der Menschenrechtslage am Golf. Daher spreche vieles dafür, daß die weltanschaulich an der Muslimbruderschaft orientierten Kräfte ihre vor der WM ohnehin nur auf leisen Druck des Westens ins Werk gesetzten „zaghaften Reformen“ wieder zurücknehmen, sobald die Medienkarawane weitergezogen ist. Katar könne sich das leisten, wie man in Deutschland spätestens seit der tiefen Verbeugung des in Katar um Erdgaslieferungen buhlenden Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck weiß. Auch die Anhänger einer „wertegeleiteten Außenpolitik“ hätten inzwischen eben lernen müssen, daß eigene Interessen wie jetzt die „heimische Wärme“ mitunter die Zusammenarbeit mit autokratischen Regimen erzwingen. So gehöre Katar mit einem Volumen von mehr als 20 Milliarden Euro nicht nur zu den größten Auslandsinvestoren in Deutschland. Die Fachleute im Auswärtigen Amt schätzen die Dynastie Al Thani stets auch als verläßlichen Mediator in der nahöstlichen Krisenregion. 


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