© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/22 / 02. Dezember 2022

Propagandistisch die Pflicht erfüllt
Der Politologe Claus Leggewie zum „Großen Austausch“
Dirk Glaser

Einige, die vor dem „Großen Austausch“ warnen, meinen damit die von den politischen und ökonomischen Eliten Westeuropas und Nordamerikas zumindest zugelassene Auswechslung ihrer weißen, meist noch christlichen Bevölkerungen durch nicht-weiße, vorderasiatisch-muslimische und schwarzafrikanische Einwanderer. 

Laut „Ziel 17“ des UN-Migrationspakts von 2018 kommt den „Medienschaffenden“ der Aufnahmeländer dabei die Aufgabe zu, durch „Aufklärungskampagnen“ für die ausschließlich positive Wahrnehmung dieses Prozesses zu sorgen. Der Auftrag beinhaltet, nicht nur die katastrophalen soziokulturellen Auswirkungen des Massenzustroms tunlichst zu verschweigen, sondern den Vorgang selbst zu bestreiten und ihn als Erfindung von „Verschwörungstheoretikern“ zu denunzieren. 

Die „Medienschaffenden“ dürfen sich bei ihrer propagandistischen Pflichterfüllung zu beinahe 100 Prozent auf die Unterstützung wissenschaftlich hochstapelnder „Migrationsexperten“ unter deutschen Politologen und Soziologen verlassen. Unter denen hat bislang nur ein einziger weißer Rabe, der 2017 in die USA ausgewanderte, „glühende Migrationsbefürworter“ (Selbstbezichtigung) Yascha Mounk, in einem Interview der ARD-„Tagesthemen“ Tacheles geredet: Selbstverständlich finde im globalen Norden derzeit das „historisch einzigartige Experiment“ statt, durch Massenmigration monoethnische und monokulturelle Demokratien in multiethnische zu verwandeln.

Nur eine Pseudoevidenz des täglichen Anscheins

Um zu sehen, wie rasch das Experiment fortschreitet, muß sich längst niemand mehr in die orientalisch-afrikanischen Viertel von London, Paris oder Brüssel bemühen. Es genügt ein Gang durch westdeutsche Einkaufspassagen, ein Blick in demographische Statistiken oder einfach das Hören der Mittagsnachrichten über den jeweils aktuellen „Asyl“-Tsunami. Dem emeritierten Gießener Politologen Claus Leggewie indes, einem der Dienstältesten unter den akademischen „Wir haben Platz“-Krakeelern, vermitteln Spaziergänge im Multikulti-Land nur „die Pseudoevidenz des täglichen Anscheins“, er traut Statistiken einer „freihändigen Bevölkerungslehre“ so wenig wie der „Fake-Evidenz demographischer Projektionen“ und hält daher die Rede vom „Großen Austausch“ kurzerhand für eine verschwörungsgläubige „Mär“ (Merkur, 10/2022).

Soweit sich allerdings der kosmopolitische Traum vom Aufgehen der Völker in der bunten Menschheit partiell verwirklicht, verwandelt sich die Mär in den „begrüßenswerten Trend zum ‘Gemischtrassigen’“. Ethnisch verschiedene Paare stellen derzeit „die größte ethnische Gruppe“, jubelt Leggewie. Wer diese Entwicklung aufhalten will, den weist der als Verschwörungstheoretiker enorm talentierte Professor ein ins Lager der „Rechtsradikalen, christlichen Rechten, Wissenschaftsfeinde, Klima- und Covid-19-Leugner, staatskritischen Prepper und Putin-Anhänger“. 

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