© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/22 / 02. Dezember 2022

Meldungen

LED-Laternen verstärken die „Lichtverschmutzung“

EXETER. Das Umrüsten von Laternen auf sparsame Leuchtdioden (LED) hat das Farbspektrum der Beleuchtung verändert. Das fanden Forscher um Kevin Gaston (Universität Exeter) heraus. Fotos von der Raumstation ISS belegen, daß weiß strahlende LEDs den Blauanteil des Straßenlichts erhöhen. Das hemmt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Darum können, wie der Professor für Biodiversität zu bedenken gibt, die LEDs den Biorhythmus von Tieren und Menschen stören. Ab 2014, als die LEDs auch in die Straßenbeleuchtung einzogen, sei der Blauanteil des Laternenlichts um 25 Prozent gestiegen. Das Farbspektrum nächtlicher Beleuchtung müsse darum regelmäßig überprüft werden, was bisher nur eingeschränkt möglich ist, weil Satellitensensoren, mit denen solche Untersuchungen erfolgen, nur die Intensität des Lichts, aber nicht dessen Farbe registrieren. Schon frühere Studien hatten negative Folgen für Fledermäuse, Insekten und andere nachtaktive Tiere belegt. Die LEDs drohen die Lichtverschmutzung nun zu verschlimmern (Spektrum der Wissenschaft, 12/22). (dm)

 biosciences.exeter.ac.uk





„Weltweit erste Wasserstoff-Flotte im Linienbetrieb“

ZEVEN. Die ersten fünf „emissionsfreien“ Brennstoffzellen-Triebzüge verbinden auf 126 Kilometern die Städte Bremervörde, Bremerhaven, Buxtehude und Cuxhaven. Streckenbetreiber sind die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB). Bis Jahresende sollen weitere neun dieser blauen „Coradia iLint“ des französischen Alstom-Konzerns dazukommen. Die Anschaffung der „weltweit ersten Wasserstoffzug-Flotte im dauerhaften Linienbetrieb“ kostet die Steuerzahler 93 Millionen Euro. Die Züge werden täglich in Bremervörde betankt, der Wasserstoff (H2) ist ein „Abfallprodukt“ der Chemieindustrie. „In Zukunft“ soll der Treibstoff aber mit Windstrom und Elektrolyse erzeugt werden. Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen prüft nun, ob die iLint-Züge auch auf weiteren nichtelektrifizierten Strecken, etwa im Harz und in der Lüneburger Heide, fahren können (Umweltmagazin, 9-10/22). (ck)

 www.evb-wasserstoffzug.de





Radioteleskop Noema: Unser Ohr nahe am Urknall

GRENOBLE. Auf dem Plateau de Bure in den französischen Alpen hat nach achtjähriger Bauzeit das Northern Extended Millimeter Array (Noema) seinen vollen Betrieb aufgenommen. Mit zwölf Antennen ist es das leistungsstärkste Radioteleskop der nördlichen Hemisphäre. Die Auflösung ist so hoch, daß Noema in der Lage wäre, ein Mobiltelefon aus einer Distanz von mehr als 500 Kilometern zu erkennen. Unterhalten wird das Observatorium vom Institut de Radioastronomie Millimétrique (IRAM), an dem auch die Max-Planck-Gesellschaft und die spanische IGN beteiligt ist. Mehr als 500 Forscher aus aller Welt nutzen Noema, um etwa die Dynamik und Zusammensetzung von Galaxien, die Geburt und den Tod von Sternen oder die Umgebung Schwarzer Löcher zu studieren. Mit Noema gelang auch die Beobachtung der bisher entferntesten bekannten Galaxie, die kurz nach dem Urknall entstand (Physik Journal, 11/22). (dg)

 www.senckenberg.de





Erkenntnis 

„Mich beunruhigt, daß die Zahl derer, die in den Staatsdienst wollen, immer weiter steigt. Das schadet der neuen Gründerzeit, die jetzt möglich und nötig ist. Zudem hat man heute wegen der Demographie mit fast jedem Studium großartige Chancen. Wir brauchen die Vereinigten Innovationsstaaten von Europa.“

Jörg Rocholl, Präsident der Berliner European School of Management and Technology