© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/22 / 09. Dezember 2022

Meldungen

Kein Ermittlungsverfahren gegen Udo Lindenberg 

Hamburg. Gegen den Sänger Udo Lindenberg wird kein Verfahren wegen Beleidigung eingeleitet. Eine entsprechende Klage hat die Staatsanwaltschaft Hamburg „mangels öffentlichen Interesses“ verworfen. Der 76jährige Künstler hatte im September in der Bürgerschaft der Hansestadt während der Debatte zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft an ihn mit einer obszönen Geste für Empörung gesorgt. So zeigte er bei der Rede des stellvertretenden Vorsitzenden der AfD-Fraktion, Alexander Wolf, den Mittelfinger (JF 38/22). Wolf hatte zuvor Lindenberg als „Künstler mit außergewöhnlichem musikalischen Talent“ gewürdigt, der sich „um das Ende der deutschen Teilung verdient gemacht“ habe. Die Ehre, in eine Reihe mit Johannes Brahms, Otto von Bismarck, Helmut Schmidt und Uwe Seeler gestellt zu werden, habe er jedoch nicht verdient. Wie die Staatsanwaltschaft in einem Schreiben, das der JUNGEN FREIHEIT vorliegt, mitteilte, sei fraglich, ob mit der Geste der Tatbestand der Beleidigung erfüllt sei, da sie sich möglicherweise nicht auf den Redner, sondern auf den Inhalt der Rede bezogen habe, was unter die Meinungsfreiheit falle. Zudem sei nicht erkennbar, daß der Rechtsfrieden weitergehend gestört wurde. Wolf nannte die Begründung „hanebüchen“ und warf der Staatsanwaltschaft Verharmlosung vor. (vo)





Mehrheit will weniger Politik von den Kirchen 

Wetzlar. Eine Mehrheit der Deutschen ist der Überzeugung, die Kirchen sollten sich politisch mehr zurückhalten. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa im Auftrag der Evangelischen Nachrichtenagentur Idea stimmten 55 Prozent der Aussage zu, wonach sich die Kirchen „weniger zu politischen Themen äußern“ sollten. Jeder vierte (24 Prozent) widersprach dieser Auffassung, während 16 Prozent mit „Weiß nicht“ antworteten und fünf Prozent keine Angabe machten. Männer stimmen der Forderung häufiger zu als Frauen (59 Prozent zu 51 Prozent) und Westdeutsche häufiger als Ostdeutsche (57 Prozent zu 50 Prozent). In den verschiedenen Altersgruppen befürworten am stärksten die 50- bis 59jährigen eine politische Zurückhaltung der Kirchen (61 Prozent), während die Forderung bei den 18- bis 29jährigen auf weit weniger Zustimmung stößt (49 Prozent). Mitglieder von evangelischen Freikirchen teilen die Auffassung häufiger als Angehörige von Landeskirchen (57 zu 50 Prozent), während 53 der Katholiken der Forderung nach mehr politischer Zurückhaltung zustimmen. Bei Moslems sind es 52, bei Konfessionslosen 61 Prozent. Unter den Anhängern der Parteien wünschen sich die AfD-Sympathisanten mit 66 Prozent am häufigsten, daß sich die Kirchen weniger zu politischen Themen äußern. Bei den Wählern der FDP teilen 60 Prozent diese Auffassung, gefolgt von Anhängern der SPD und der CDU/CSU (jeweils 57 Prozent). Auch bei denen der Linkspartei stimmt eine Mehrheit zu (53 Prozent), im Unterschied zu denen der Grünen, bei denen 49 Prozent mehr politische Zurückhaltung der Kirchen wünschen. (idea/vo)