© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/22 / 09. Dezember 2022

Zeitschriftenkritik: Cato
„Fürchtet euch nicht …“
Werner Olles

Der Eindruck täuscht gewiß nicht, daß mit der Übernahme der Cato-Chefredaktion durch Ingo Langner Anfang dieses Jahres die politischen Essays zugunsten des Kulturellen, Schöngeistigen und Kunsthistorischen ein wenig in den Hintergrund getreten sind. Doch bürgen auch in der aktuellen Ausgabe (Nr. 1, Dezember 2022/Januar 2023) Autoren wie Norbert Bolz, Thorsten Hinz, Thomas Fasbender, Bruno Bandulet und Eberhard Straub zuverlässig dafür, daß das Politische zu seinem Recht kommt. In seinem Editorial verknüpft Langner gekonnt verschiedene Themenkomplexe miteinander: „In einer Demokratie kommen ihre Feinde nur im Tarnmantel ans Ziel. In Deutschland ist dieser jahrelang giftgrüne Tarnmantel inzwischen ampelfarben geworden. Was hilft dagegen? Was schützt vor den Angstmachern auf allen Kanälen? Ich rate zur Furchtlosigkeit. Die verkündet bekanntlich auch der Engel im Weihnachtsevangelium nach Lukas: „Fürchtet euch nicht …“

Thomas Fasbender beschreibt in seinem Beitrag „Grün, bis alles in Scherben fällt“ die Grünen als „die erfolgreichste deutsche Partei der vergangenen vier Jahrzehnte, und das auch ohne grandiose Wahlsiege“. Als „Abfallprodukt des untergegangenen Bürgertums“ regiere dieses Juste milieu den medialen Kosmos ebenso selbstherrlich wie die politische Landschaft. Doch gebe es gute Gründe, den deutsch-grünen Zeitgeist als ein räumlich abgegrenztes Phänomen zu deuten, wenn man sich unsere unmittelbaren Nachbarn anschaue. Den pathologischen Realitätsverlust grüner Politiker bezeichnet der Autor sehr schön mit „Donquichottismus“, der allerdings gerade dabei sei Deutschlands Zukunft zu verspielen. 

Während Bruno Bandulet „Deutschland in der Euro-Falle“ sieht, den Kaufkraftverlust der Bürger zwischen Nordsee und Alpen analysiert, Theo Waigel als krassesten aller Euro-Lügner bezeichnet und den US-Notenbankchef Alan Greenspan zitiert („Der Euro wird keinen Bestand haben“), berichtet Thorsten Hinz über das Buchhaus Loschwitz in Dresden, das bei vielen Kollegen, Schriftstellern und Kulturfunktionären als „umstritten“ gelte. Die Chefin Susanne Dagen wurde im April 2021 mit einem Anschlag mit Buttersäure und einem Brandsatz auf ihr Wohnhaus „bestraft“. Dresdens Kulturszene schwieg vernehmbar, um so größer und erfreulicher waren die Spendenbereitschaft und eine meßbare Erhöhung der Buchbestellungen.

Weitere Beiträge befassen sich unter anderem mit Ernst Jünger (Uwe Wolff), Friedrich Sieburg (Eberhard Straub) und Marcel Proust (Tano F. Gerke), einer „Hymne auf den alten weißen Mann“ (Eva Rex) und dem „Größten rhetorischen Coup der Weltgeschichte“ (Norbert Bolz). 

Kontakt: Cato Verlag GmbH, Fasanenstraße 4, 10623 Berlin. Das Einzelheft kostet 16,50 Euro, ein Jahresabo 86 Euro.

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