© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/22 / 09. Dezember 2022

Filmkritik Mississippi Delta – Im Sumpf der Rache
Zerstörerische Obsessionen
Werner Olles

Der ehemalige Polizist Dave Robineaux (Alec Baldwin) und seine Frau Annie (Kelly Lynch) leben in der Nähe von New Orleans. Eines Tages beobachten sie einen Flugzeugabsturz, den als einziger Passagier ein kleines Mädchen überlebt. Annie und Dave nehmen das Kind bei sich auf und erziehen es wie ihr eigenes. Währenddessen beginnt Dave, systematisch Nachforschungen über den Vorfall anzustellen. Er bekommt heraus, daß bei dem Absturz des Privatjets ein Informant der US-Drogenbehörde ums Leben kam. Eine weitere Spur führt ihn zu der Tänzerin Robin Gaddis (Mary Stuart Masterson). Nachdem er sie befragt hat, wird er von zwei Unbekannten übel zusammengeschlagen, während Robin die Finger gebrochen werden.

Dave läßt sich jedoch nicht einschüchtern und ermittelt weiter, bis seine Frau Annie bei einem Attentat getötet wird. Zwar ist sein familiäres Idyll nun zerstört, aber er fühlt sich verpflichtet, Robin zu beschützen. Ihre gemeinsamen Ermittlungen führen sie zu einem gewissen Bubba Rocque (Eric Roberts), der sich als ehemaliger Schulfreund von Dave entpuppt, aber jetzt in kriminelle Aktivitäten im Drogenhandel verwickelt ist und für die Flugzeugkatastrophe und den tödlichen Anschlag auf Annie verantwortlich ist. Dave wird jetzt zu dem harten Cop, der er früher einmal war …

Phil Joanous Thriller „Mississippi Delta – Im Sumpf der Rache“ (Heaven’s Prisoners“, USA 1996) basiert auf dem gleichnamigen Kriminalroman des Bestsellerautors James Lee Burke. Die Geschichte eines Ex-Polizisten, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird, ähnelt im Handlungsablauf einem klassischen Rache-Western. Vorzüglich gespielt und atmosphärisch dicht inszeniert sowie mit bemerkenswerter visueller Ausstattung (Kamera: William Steinkamp), erzielt der Film seine Spannung aus einigen Unwägbarkeiten, sorgfältiger Milieuzeichnung, gehaltvollen Dialogen und sozialkritischen Akzenten. Wenngleich der Versuch, aus einem Action-Thriller ein Melodram mit tragischen Zügen zu inszenieren, nicht ganz überzeugt, ist „Mississippi Delta“ in den entscheidenden Momenten mit seinen präzisen Porträts und kunstvoll orchestrierten Actionszenen ein durchaus fesselnder Thriller um Selbstbetrug, Schuld, Sühne und zerstörerische Obsessionen.

DVD: Mississippi Delta – Im Sumpf der Rache. Pidax Film 2022, Laufzeit etwa 127 Minuten