© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/22 / 09. Dezember 2022

Blick in die Medien
Bildersturm 2.0 bei der Truppe
Gil Barkei

In den vergangenen Jahren haben sich in Deutschland mehrere Soldaten-Netzwerke zusammengeschlossen, um mit guten Fotos und Ereignisschilderungen den Bürgern von ihrem außergewöhnlichen Beruf zu berichten. Dazu zählten Aufnahmen von Übungen, aber auch aus Auslandseinsätzen. Auf diese im Vergleich zur öffentlichen Berichterstattung um einiges positiveren und authentischeren Berichte müssen die Nutzer nun vorerst verzichten. Denn es tobt ein neuer Bildersturm in der Bundeswehr. Kürzlich hat das Verteidigungsministerium privaten Accounts von Soldaten und Einheiten der Bundeswehr – insbesondere auf Instagram – die Erstellung von Inhalten mit Bezug zum Dienstalltag untersagt. 

Darunter erfolgreiche Profile mit reger Anhängerschaft wie „Fallschirmspezialzug“ (12.300 Follower ), „German Pathfinders“ (10.400) oder „EGB Kräfte“ (24.400). Damit sind auch jene Verbände betroffen, die fern von Einhornparaden und Big Bands zeigen, daß es beim woken Arbeitgeber Bund durchaus noch wehrhafte, taffe Typen gibt, die neben einem hochprofessionellen Leistungsspektrum einen leider diskreditierten Wertekanon aus Treue, Kameradschaft, Pflicht und Opferbereitschaft pflegen.

Mit den neuen Richtlinien würde den Accounts die Authentizität verlorengehen, die sie so erfolgreich macht.

Doch die Chaos-Garde um Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) will die Kontrolle über die neue bunte Präsentation des Militärs nicht aus der Hand geben. Inoffizielle, private, nicht genehmigungspflichtige Accounts müssen nun strikte Social-Media-Kriterien erfüllen. So dürfen diese Konten unter anderem keine Fotos nutzen, die in der Dienstzeit durch dienstliches Personal oder mit dienstlicher Ausrüstung angefertigt worden sind. Es gehe um Geheimhaltung – ein verständlicher Ansatz. 

Doch auch offizielle PR-Clips zeigen Taktiken und Gerät. So sorgen die Eingriffe für Empörung in den Unterstützerkreisen der Streitkräfte. „Twerken in Uniform? Kein Problem! Werbung für Tinder? Naja, wir haben immerhin 2022!“, heißt es auf dem Facebook-Profil „Anerkennung deutschen Soldaten“. „Aber was ist das: Motivierte Soldaten, die einen realistischen Einblick in den Dienstalltag geben, Nachwuchs motivieren und ein glänzendes Beispiel für positives Auftreten unserer Streitkräfte sind? Da muß dringend ein Riegel vor!“