© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/22 / 09. Dezember 2022

Begriff „Großer Austausch“ als Phantasma im Visier
Völkermörderische Sprache
(dg)

Je schneller die Wut der Herrschenden auf das Eigene derzeit den Prozeß der Masseneinwanderung nach Europa forciert, desto lächerlicher fallen die verzweifelten Bemühungen seiner Apologeten aus, das Offenkundige zu bestreiten. Als vorläufiger Höhepunkt abstruser Rabulistik der akademischen Migrationslobby sticht dabei der Text des US-Philosophen Jason Stanley (Yale) heraus, der darin die steile These verficht, daß der „Große Austausch“ ein pures „Phantasma“, reiner „Mythos“ sei (Blätter für deutsche und internationale Politik, 11/2022). Denn diese fixe Idee, die Fremde als existentielle Bedrohung für die angeblich ethnisch und religiös homogene Nation markiert, beschreibe keine Wirklichkeit. Die Formel „Großer Austausch“ sei somit nur ein „Paradebeispiel für völkermörderische Sprache“. Welche Mobilisierungsmacht solche verbale kollektive Einstimmung auf mörderische Praktiken entfalten könne, habe der Bürgerkrieg in Ruanda genauso bewiesen wie die kolonialistische und nationalsozialistische „Massengewalt“. Wer heute vom „Großen Austausch“ schwadroniere, rufe zum gewaltsamen Widerstand gegen die – von Stanley beiläufig als Realität rehabilitierte – Einwanderung auf, weil er fürchte, mehr „Rassengleichheit“ würde die Dominanz des weißen Patriarchats beseitigen. 


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