© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/22 / 09. Dezember 2022

Frisch gepreßt

Ghana. 1995 reiste der Autor mit seiner Frau, die aus Ghana stammt, zum ersten Mal in ihre Heimat. Seitdem war er über zwanzigmal in dem westafrikanischen Land, das schon seit langem seine eigentliche Heimat ist, und in dem er sich wohler fühlt als im klimatisch und seelisch kalten Deutschland. Vor sieben Jahren publizierte er sein erstes Buch über Ghana, einen Reisebericht, dem weitere folgen sollten. Das vorliegende Büchlein knüpft an „Die Rückkehr der Götter“ an, und auch dieses Reisetagebuch steht im Zeichen der Wiederkehr der heidnischen Götter, dem überlieferten Glauben der Westafrikaner, der trotz der christlichen Missionierung durch die Europäer durchaus lebendig geblieben ist. In einem abgelegenen Dorf wird er Zeuge eines Voodoo-Rituals: Fetischpriester fallen von Geistern der Ahnen besessen in Trance und bringen den Göttern Opfer dar. Er ist jedoch kein distanzierter Beobachter: Seine Frau, seit ihrer Jugend zur Fetischpriesterin bestimmt, ging diesen lange Zeit aus dem Weg. Nun haben die Götter die Geduld verloren und stellen sie vor die Entscheidung, ihnen zu dienen oder zu sterben … (W.O.)

Rainer Hackel: Voodoo in Ghana. Ein Reisetagebuch. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2022, broschiert, 90 Seiten, 11 Euro





Verstört. Im Jahre 2022 ist der Regenbogen im Bild der Bundesrepublik kaum noch wegzudenken. Die bunte Demokratie wurde kollektiv internalisiert und schlägt sich in nahezu allen Fasern des gesellschaftlichen und politischen Lebens nieder. Wie würden allerdings Menschen aus einer anderen Zeit diese Zustände rezipieren? In seinem Roman wagt Journalist und Publizist Dirk Westphal jenes hypothetische Gedankenspiel in „Er ist wieder da“-Manier. Die Erzählung begleitet die Mission der sogenannten „Reichskinder“, übernatürlich begabte Auserwählte aus der Zeit des zerfallenden Dritten Reichs, die damit beauftragt wurden, ein neues Reich nach 1945 wiederzubegründen. Als diese sich allerdings im Deutschland der Gegenwart wiederfinden, begegnen ihnen allerhand befremdliche Situationen auf ihrem Weg, die dortige Demokratie zu destabilisieren. Jene Darstellung des Zusammenpralls radikaler Ideale aus der Zeit des Nationalsozialismus mit denen eines modernen Toleranzdeutschlands sind durchaus faszinierend. Im späteren Verlauf der Geschichte weicht diese vielversprechende Prämisse zunehmend dem verstärkten Fokus auf die eher wie Science-fiction anmutende Note. Während der Auftritt von Robotern, Cyborgs und hochintelligenten, autonom denkenden Computern einigen Lesern zusagen könnte, werden andere davon eher irritiert sein. (wis)

Dirk Westphal: Operation Reichskind. Roman. Verlag Tredition, Hamburg 2022, broschiert, 509 Seiten, 17,99 Euro