© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/22 / 09. Dezember 2022

Meldungen

Schluß mit dem Stereotyp des stets erreichbaren Arztes

MANNHEIM. Die neue Ärztegeneration will das „stereotype Bild des männlichen Arztes, der immer erreichbar ist, aus den Köpfen von Politik und Gesellschaft verbannen“, wie es Miriam Wawra, Chefin des Medizinstudentenverbands BVMD, formuliert (Deutsches Ärzteblatt, 42/22). Dies dokumentiere das „Berufsmonitoring Medizinstudierende“. Zu den häufigsten Erwartungen der 8.600 Befragten gehörten eine bessere Vereinbarung von Familie und Beruf sowie geregelte und flexible Arbeitszeiten. Deshalb sei die Arbeit als Landarzt „eher unbeliebt“. Abgenommen habe die Bereitschaft zur Selbständigkeit und zur Arbeit im Krankenhaus, der Trend gehe zum Angestelltenverhältnis. Die befürchtete hohe Arbeitsbelastung lasse auch das Interesse an der Chirurgenausbildung sinken: War die für 35 Prozent der Vorkliniker noch eine Option, hielten nur 19,6 Prozent an diesem Wunschziel noch während des Praktischen Jahrs fest. Zu den geforderten „neuen Strukturen des Berufs“ zählt der Nachwuchs die Digitalisierung medizinischer Versorgung. (ob)

 bvmd.de





Vorbeugen besser als Heilen: Die Kosten invasiver Arten

GELNHAUSEN. Gebietsfremde Arten sind eine der Hauptursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt. Neobiota lassen ganze Ökosysteme kippen, wie die Ausbreitung der Braunen Nachtbaumnatter (Boiga irregularis) auf der US-Pazifikinsel Guam zeigt. Dort ohne natürliche Feinde, vermehrte sich die aggressive Giftschlange seit 1945 so rasant, daß heute 10.000 davon auf einem Quadratkilometer leben. Die meisten Beutetiere, darunter fast alle Vogelarten, sind ausgestorben oder stark gefährdet. Diese sorgten früher für die Samenausbreitung – und das bedroht die Inselflora. Zusammen mit dem Nord­amerikanischen Ochsenfrosch, der seit 2016 in der EU-Liste der unerwünschten Arten steht, verursachten die beiden Bioinvasoren zwischen 1986 und 2020 weltweit einen Schaden von 16 Milliarden Euro. In der InvaCost-Datenbank, die der Biologe Philipp Haubrock (Senckenberg Gelnhausen) mit aufgebaut hat, stehen Natter und Frosch für 13.000 Einträge. Mit seinen Forschungen will Haubrock Politiker dazu bewegen, mehr in die Verhinderung von Bioinvasionen zu investieren (Senckenberg, 10-12/22). (dm)

 invacost.fr





Beachtliche medizinische Expertise in der Altsteinzeit

BRISBANE. Knochen aus der Liang-Tebo-Höhle im Sangkulirang-Mangkalihat-Karst der indonesischen Provinz Ostkalimantan auf der Insel Borneo erzählen eine medizinische Erfolgsgeschichte: Vor 31.000 Jahren amputierte dort jemand den linken Fuß eines Kindes derart gekonnt, daß es nach der Operation noch sechs bis neun Jahre lebte. Das berichtet ein Team um den australischen Archäologen Tim Maloney (Griffith University). Der linke Fuß sei oberhalb des Knöchels mit einem glatten, schrägen Schnitt abgetrennt worden, worauf neues Gewebe den Knochenstumpf überwuchs. Daß ein Kind einen solchen Eingriff ohne tödliche Infektionen überlebte, belege eine beachtliche medizinische Expertise von Heilkundigen der Altsteinzeit (Spektrum der Wissenschaft, 12/22). (lk)

 experts.griffith.edu.au





Erkenntnis

„Im Reet sitzen Reetläuse. Man könnte ein solches Dach sicherlich chemisch behandeln, dann sind die Läuse tot. Die Materialien sind noch nicht so haltbar und funktionieren nicht so perfekt wie mit Chemie und Plastik. So ein Reetdach ist sicher das natürlichste Dach, aber es gibt keine Dachrinne, Holz knackt und es bewegt sich mehr als ein Stahlträger. Wir sind dennoch überzeugt, daß nachhaltiges Bauen für uns der einzige Weg ist.“

Christian Harisch, österreichischer Unternehmer und Chef des Kurhotels „Lanserhof Sylt“