© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/22 / 09. Dezember 2022

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Die allerletzte Generation“, JF 49/22

Dick und Doof in der Elbphilharmonie

Nichts für ungut, aber warum untertiteln Sie das Bild auf Ihrer Frontseite nicht kurz und bündig mit „Dick und Doof in der Elbphilharmonie“?

Dr. Dr. Günther Seifert, München




Feststellung von Personalien und Kosten

Kann man etwas bewegen, indem man sich selbst festklebt? Überall kleben sie sich auf die Straße, an Kunstwerke, auf Rollbahnen oder, wie praktisch, an steckbare Eisengeländer! Einige berufen sich dann ausgerechnet auf den Notwehrparagraphen, geben vor, sich in Lebensgefahr zu befinden, weil man ihnen unmittelbar und rechtswidrig an ihr Leben will. Absolut dreist! Wer sich in Lebensgefahr wähnt, flieht normalerweise. Er bringt sich nicht selbst in eine lebensgefährliche Situation, indem er sich auf eine Straße klebt. Wie nun solche „Festkleber“ behandeln? Da diese Aktionen wohlüberlegt und geplant sind, sollte man den Akteuren ihren Willen lassen, indem man sie mit einer schützenden Barriere umgibt, ihnen Essen und Trinken sowie Klopapier und einen Eimer für ihre Notdurft zur Verfügung stellt und sie, wie selbst gewünscht, kleben läßt. Wachleute sollten sich um ihre Sicherheit kümmern und im Notfall helfen, wenn sich die Situation zuspitzt. Die Feststellung ihrer Personalien und ihrer Adresse zur Zustellung der durch die Aktion entstehenden Einsatz- oder auch Schadens-Kosten reichte aus. Löst sich der Klebstoff nach einigen Tagen, kann der Entklebte nach Hause gehen und darüber nachsinnen, wie er die mittlerweile aufgelaufenen Kosten begleichen kann und ob seine Aktion tatsächlich etwas bewegt hat! Der klebende Bürger hätte seine vermeintlichen Rechte wahrgenommen und der Staat ihm die notwendige Fürsorge angedeihen lassen.

Horst Laubmann, Kösching






Zu: „Über den Streit schreiben“ von Dieter Stein, JF 49/22

Hoffnungslos ausgegrenzt

Sich für bessere Streitkultur einzusetzen ist ehrenwert. Die meisten JF-Autoren achten, soweit erkennbar, sehr wohl auf die Verlautbarungen von „Mainstream“ und „Establishment“. Doch wie tönt es von dort? Wer gegen die verordneten Ansichten aufmuckt, gehört zu „Ratten, die man in ihre Löcher zurückprügeln sollte“. So hieß es jüngst in der ARD.

Volker Wittmann, Philippsburg






Zu: „Politisierung des Fußballs / Es ist viel kaputtgegangen“ von Ronald Berthold, JF 49/22

Kontraproduktives Kalkül

Die zeitgeistigen Ideologien, die unsere Fußballnationalmannschaft so intensiv beschäftigen, haben offensichtlich den Blick auf das Wesentliche, den Fußball, getrübt. Spielt Fußball, mochte man den Jungs zurufen, Mund zuhalten genügt nicht! Abgesehen davon war diese Aktion ein grober Verstoß gegen die Pflichten eines Gastes im Gastland. In arabischen Ländern, wo das Gastrecht heilig ist und es dementsprechend auch die Pflichten eines Gastes sind, verzeiht man ein solches Fehlverhalten nicht. Das führ nur zur Verachtung durch den Gastgeber.

Manfred Lorenz, Neustadt an der Weinstraße




Für das Jammern haben wir Claudia Roth

WM vermurkst! Dabei sollten die deutschen Spieler in Katar nur das tun, wofür sie da sind, nämlich gut Fußball spielen. Fürs Jammern und Heulen haben wir doch Claudia Roth.

Dietmar Kinder, Elsdorf-Heppendorf






Zu: „ʻSchlimmer als der Untergang der DDRʼ“, im Gespräch mit Cora Stephan, JF 49/22

Ohnmächtiger Zorn

Genau diese Eindrücke und Gefühle bewegen mich, zahlreiche meiner Freunde und wohl viele Mitbürger: ohnmächtiger Zorn!

Knut Frenzel, Kiel




Gute Nacht, Deutschland

Was mir Angst macht ist die schleichende „Ent-Demokratisierung“ unseres Landes. Meine Frau und ich haben große Sorgen, was die Zukunft unserer Kinder angeht! Wir merken auch im Bekannten- und Verwandten-Kreis, daß die freie Meinungsäußerung mehr und mehr „Unwohlsein“ auslöst! Das geht auf Dauer nicht gut aus! Jeden Morgen wenn wir aufwachen, hoffen wir, es war nur ein Albtraum, was gerade in Deutschland passiert. Aber wir stellen dann jedesmal nach kurzer Zeit fest: Es ist die Realität! Gute Nacht, Deutschland!

Hans Pick, Homburg






Zu: „Gefährliches Spiel mit dem Feuer“ von Marc Zoellner, JF 49/22

Auf Tagesordnung gehört Nato-Ausschluß

Das Verhalten der Türkei ist an Selbstgerechtigkeit nicht mehr zu überbieten: Auf der einen Seite läßt der Autokrat Erdoğan die kurdisch beherrschten Gebiete im Nordteil von Syrien völkerrechtswidrig bombardieren, um das angeblich von PKK und anderen kurdischen Organisationen verursachte Attentat in Istanbul zu „sühnen“, auf der anderen Seite sonnt er sich in der Pose des ehrlichen Maklers im Welternährungskonflikt Rußland/Ukraine! Es wäre wirklich an der Zeit, die Nato-Mitgliedschaft dieser Türkei zu überprüfen! Dies gilt um so mehr, als sie weiterhin die Neuaufnahmen von Finnland und Schweden zur Nato mit fadenscheinigen Vorwürfen blockiert! Es sollte eine Ausschlußmöglichkeit für Nato-Staaten geschaffen werden, die sich nicht chartakonform verhalten! Ich vermute allerdings, daß wiederum – wie schon zuvor bei einigen Nato-Diktaturen geschehen – geopolitische Erwägungen der Führungsmacht USA dies zu verhindern wissen dürften!

Kurt D. Wachsmuth, Meckenheim






Zu: „ʻOhne Skrupel instrumentalisiertʼ“, im Gespräch mit Prof. Dr. Fritz Söllner, JF 48/22

Kein realistischer Ausweg

Den Ausweg, den Professor Fritz Söllner am Schluß des Interviews mit Moritz Schwarz aufzeigt, wollen die Westmächte nicht. Auch unser Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier polemisiert gegen Nationalstaaten; systematisch wurde und wird das deutsche Nationalbewußtsein zerstört. Adenauers Ziel, das nächste Mal auf der richtigen Seite zu sein, kann heute nicht mehr richtig sein wegen der US-Nato-Kriegstreibereien.

Martin Schröder, Detmold






Zu: „Die Hoheit über uns selbst“ von Thorsten Hinz, JF 48/22

Absage durch die „Kohl-Doktrin“

Im Unterschied zu seinen Vorgängern hatten für Helmut Kohl die Hintanstellung deutscher Interessen und der gezielte Souveränitätsverzicht zentrale Bedeutung eingenommen. „Nie wieder nationales Interesse! Nie wieder deutsche Alleingänge! Nur noch handeln im Bündnis! Deutschlands Zukunft liegt in der Einbindung!“ (Bundeskanzler Helmut Kohl, 1990; damals „Kohl-Doktrin“ genannt). 

Im Sommer 1993 machte der Amtschef des MAD, General Gerd-Helmut Komossa, Bundeskanzler Helmut Kohl und Bundesverteidigungsminister Volker Rühe auf die für Deutschland günstige Situation aufmerksam, bei den Vereinten Nationen eine Satzungsänderung zu erreichen: 1. Löschung der Feindstaatenklausel (Art. 53 und 107), 2. ständiger Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen für Deutschland. So schreibt Komossa in seinem Buch „Die deutsche Karte“ (Graz, 2007), wie er Bundeskanzler Kohl nahegelegt habe, daß Deutschland sich – angesichts steigender Erwartungen der Völkergemeinschaft – nicht länger mit der Feindstaatenklausel abfinden müsse. Doch Kohl lehnte dies ab, „da die Interessen unseres Staates in jeder Beziehung von unseren Freunden USA, Großbritannien und Frankreich wahrgenommen würden“. Weil dies gewährleistet sei, wäre es überflüssig wegen der „deutschen Frage“ Unruhe in die Vereinten Nationen zu bringen. Tatsächlich stand damals eine Satzungsänderung der Vereinten Nationen auf der Tagesordnung. „Die Bonner Regierung zeigt aber kein Interesse.“ Soweit der Amtschef des MAD.

Herwig Duderstadt, Eisenbach




Selbstgestellte Fragen nicht beantwortet

Zu den von Thorsten Hinz aufgeworfenen Fragen („Wer sind wir? – Wie ist die Lage? – Was sind unsere Interessen?“) finde ich im Forum-Aufsatz keine zutreffenden Antworten. Nach dem katastrophalen Zweiten (!) Weltkrieg war die Situation in Deutschland nicht nur gezeichnet von einer Zerstörung biblischen Ausmaßes. So waren einerseits mörderische Bombardierungsorgien von seiten der Engländer und der USA Tag und Nacht gelaufen, die Deutschland als Trümmerwüste zurückgelassen hatten. Noch schlimmer war der Verlust zweier Generationen von Deutschen, vorzugsweise Männern. Ein Drittel unseres bereits durch den Ersten Weltkrieg dezimierten Vaterlandes wurde den Deutschen entwendet (ohne Friedensvertrag). Deutschland war den Siegermächten schutzlos preisgegeben. 

Es war eine gute Entscheidung Konrad Adenauers, das Vertrauen der USA und Frankreichs anzustreben. Durch die enorme Aggressivität der UdSSR im Kalten Krieg gegenüber der freien westlichen Welt, besonders gegenüber dem besiegten Deutschland, das sich als Beute anbot, waren wir Deutsche in besonderer Weise auf die enorme militärische Macht der USA, der neuen Atommacht, als Schutzschirm total angewiesen. So viel zur jüngsten Vorgeschichte. Doch nun zu Ihren Fragen: Wer sind wir? Antwort: ein in Wirklichkeit armes, kleines Volk im Untergang, da auch unsere Politiker nicht mehr wissen, was ein Volk und was ein Staat ist. Sodann: Wie ist die Lage? Mit der Globalisierung ist der deutsche Staat den gigantischen supranationalen Konzernen ausgeliefert. Durch das sozialistische Denken der Ampelregierung zur weiteren Umverteilung ist unser bescheidener Wohlstand in akuter Gefahr. Zuletzt: Was sind unsere Interessen: Außenpolitisch können wir uns – aufgrund unseres verminderten Vermögens – abmelden. Ich glaube kaum, daß wir verlorengegangene Kompetenzen (Medikamente und vieles mehr) zurückerobern können. Die ungeregelte Migration, fortschreitende Islamisierung und zunehmenden Greueltaten nehmen kein Ende. Am Schluß könnte es zum endgültigen Untergang einer einstmals kulturell und technisch hochstehenden Nation kommen, wobei der Eindruck entsteht, daß diese ihr Ende herbeisehnt, da sie nicht mehr von ihrem eigenen Wert überzeugt ist.

Dr. med. Susi Laur, Friedberg




Nicht vertrauenswürdig

Welch ein Glück für diesen Präsidenten, daß es Putin gibt und den Überfall russischer Truppen auf die Ukraine: in seiner „Grundsatzrede“ kann er seiner Neigung zum erhaben-hohlen Pathos frönen, indem er das „Aufwachen in einer anderen Welt“ (Baerbock) und die „Zeitenwende“ (Scholz) mit dem „Epochenbruch“ überbietet. Das sagt uns einer, der den Einstieg in diese Entwicklung als Kanzleramtsminister, später als Außenminister, aktiv vorangetrieben hat. In seiner „Grundsatzrede“ schwieg er beharrlich zu  seiner eigenen Verantwortung für die Ausgangslage dieses „Epochenbruchs“. Gibt es einen Grund, seinen Worten Vertrauen zu schenken, wenn der Besetzer des höchsten Wahlamtes in Deutschland sich in seiner „Grundsatzrede“ selbst bedeckt hält? Weckt es Vertrauen, wenn dieselbe Person jedoch sogar im Ausland, etwa in Polen, jede Gelegenheit nutzt, den Nachkriegsgenerationen die Verbrechen der nationalen Sozialisten in den zwölf Jahren ihres totalitären Regimes als „ewige Schuld“, sogar als Kollektivschuld zuzuschreiben? 

Wen hat er noch ausgespart in seiner Ansprache? Nirgends war auch nur eine winzige Andeutung zu hören vom Beitrag der hierzulande regierenden Politiker. Die dringende Notwendigkeit einer differenzierten und sachlichen Debatte zur Ausländerkriminalität im Zusammenspiel mit der Ankündigung vom „vielfältigen Einwanderungsland“, des „Chancen-Bleiberechts für Asylbewerber“ und der Vermischung von Asyl- und Ausländerrecht ist für ihn ebenfalls keinen Satz wert. Nach seinen Attacken gegen Kritiker der staatlichen Corona-Maßnahmen steht er auch nicht länger für die Neutralität seines Amtes als Präsident aller Bürger. Spötter sprechen bereits von Frank-Spalter Steinmeier. Zum Glück für ihn standen Putin zu Kriegsbeginn absolut miserable Truppenkommandeure und ein wenig qualifizierter Generalstab zur Verfügung. Was hätte Steinmeier uns in seiner „Grundsatzrede“ geboten, hätte der Überfall einen schnellen Erfolg gezeitigt? An anderer Stelle ist zu lesen, Steinmeier habe seine Fehler mit dem Hinweis gerechtfertigt, damals als Kanzleramtsminister oder Außenminister gehandelt zu haben. Nähme er diese Aussage selbst ernst, müßte er beschämt und vielleicht sogar schuldbewußt von diesem Amt zurückzutreten.

Dipl.-Psych. Gustav J. Brudy, Stockstadt am Rhein






Zu: „Komm, Zeitgeist, heile uns“ von Gernot Facius, JF 47/22

Auch die Katholiken infiziert

Dank dafür, daß die JUNGE FREIHEIT ohne Scheuklappen den Zustand der evangelischen Kirchenleitung beschreibt. Martin Luther würde seine Kirche nicht wiederkennen. Konnte bis vor nicht allzu langer Zeit die katholische Kirche als ein Fels in der Brandung angesehen werden, hechelt auch sie neuerdings dem Zeitgeist hinterher. Beide Kirchen werden dies zu spüren bekommen. Die Kirchensteuer sollte vielleicht abgeschafft werden, um dem Mißbrauch der Kirchengelder vorzubeugen, wie etwa der Gründung von „United4Rescue“, deren neuestes Schiff, die „SeaWatch5“, mit einem Kostenaufwand von 4,5 Millionen Euro in Dienst gestellt wurde.

Manfred Weinhold, Hamburg