© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/22 / 16. Dezember 2022

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Heiße Aussichten
Christian Vollradt

Es ist Winter in diesem unserem Land, der Frost fährt seine Krallen aus. Aber weil wir aus diesem und jenem Grund Energie sparen müssen, wird’s weder in der einst warmen Stube noch im Büro so recht lauschig (siehe nebenstehender Beitrag). Abhilfe muß her, aber nicht klimaschädlich. Unser Wirtschaftsminister hat da eine Vision, geht jedoch nicht zum Arzt, sondern fliegt nach Afrika. Dort, genauer in der Namib-Wüste, sollen bald mit Hilfe von Solar- und Windenergie grüner Wasserstoff und Ammoniak für Deutschland hergestellt werden. Nachhaltig, auf Augenhöhe – zumindest das Herz wird einem dabei jetzt schon warm. Um so überraschender, was im Gegenzug als Vorschlag aus Windhuk unterbreitet wird, um die Frierenden aus dem Kolonialmutterland gut durch den klammen Winter zu bringen. Namibias Präsident Hage Gottfried Geingob lädt alle Deutschen, die über ein Monatseinkommen von über 2.000 Dollar (1.895 Euro), ein sauberes Führungszeugnis und einen homeoffice-tauglichen Arbeitsplatz verfügen, ein, sich für sechs Monate zwischen Walfischbucht und Kalahari niederzulassen. Seine Beauftragte Nangula Uuandja meinte im Überschwang zur Bild: „Ihr Deutschen seid uns sehr willkommen! Namibia nennt man auch Deutschlands kleine Schwester. Wir haben Städte, die aussehen wie deutsche Städte. Das ist eure zweite Heimat hier, ein Stück Deutschland in Afrika. Wir haben deutsche Architektur, deutsche Straßennamen, mit der A1 sogar eine deutsche Autobahn! Deutsch ist eine unserer Sprachen.“ Vielleicht also „überstrahlt der Sonne hell leuchtendes Licht“, wie es im „Südwesterlied“ heißt, demnächst auch deutsche Sorgen vor der nächsten Gasrechnung. Und möglich, daß bald einige deutsche Digitalnomaden im nächsten „Zoom-Call“, sollte man sie fragen: „Was hält dich denn dort fest?“, nur sagen: „Die Wärme in Südwest!“