© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/22 / 16. Dezember 2022

Messerscharfe Analysen aus der linksgrünen Blase
Kulturkampf für den fossilen Lebensstil?
(dg)

Das publizistische Schaffen des freiberuflichen Politik- und Kommunikationsberaters Johannes Hillje, Jahrgang 1986, konzentriert sich monothematisch auf den „Rechtspopulismus“, über den er sich als „Experte“ regelmäßig in den Regierungsmedien äußert. Auch als Wissenschaftler ist er diesem Faible treu geblieben, handelt doch Hilljes soeben veröffentlichte Dissertation über „Das ‘Wir’ der AfD. Kommunikation und kollektive Identität im Rechtspopulismus“. Betreut von dem Kasseler Politologen Wolfgang Schröder, einem altgedienten IG-Metall-Referenten, der sich von 2009 bis 2014 von seiner Uni freistellen ließ, um als Staatssekretär für Soziales und Arbeit in Brandenburgs SPD-Regierung einzutreten, kommt diese nicht wissenschaftlich, sondern allein weltanschaulich motivierte Arbeit über ein Potpourri jener linksgrünen Phrasen nicht hinaus, die Hillje bereits 2014 als Wahlkampfmanager der Europäischen Grünen plakatieren ließ. Das Politikangebot der AfD, so lautet die vorab publizierte Hauptthese der Abhandlung (Blätter für deutsche und internationale Politik, 12/2022), sei primär ein Identitätsangebot. Die Partei führe daher einen sozioökonomische Fragen aussparenden „Kulturkampf“ zwecks Bewahrung des „kulturtypischen fossilen Lebensstils“ der von „langfristiger rotgrüner Transformationspolitik“ bedrohten Mittelschicht. Darum verwundere es nicht, daß die „Kompetenzwerte“ der AfD, die für die „Sachpolitik“ nichts anbiete, so niedrig lägen. Tatsächlich aber überragten bei innerer und äußerer Sicherheit, Wirtschafts- und Sozialthemen die „Kompetenzwerte“ der AfD die der Grünen schon vor der Bundestagswahl 2021 um 100 Prozent. 


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