© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/22 / 16. Dezember 2022

Ein vergessener grüner Akt nationalen Widerstands
Habermas und der Mordgeselle
(dg)

Mit Baerbock als Washingtons engagierter Partnerin an der Spitze des Auswärtigen Amtes und dem einen „Wirtschaftskrieg gegen unseren wichtigsten Energielieferanten“ (Sahra Wagenknecht) führenden Parteifreund Habeck dürften die Grünen heute über jeden Verdacht des „Antiamerikanismus“ erhaben sein. Das war nicht immer so, wie der FAZ-Feuilletonist Patrick Bahners erinnert (Zeitschrift für Ideengeschichte, 4/2022). Schon gar nicht am 3. August 1983, als Frank Schwalba-Hoth, hessischer Landtagsabgeordneter der Grünen, dem US-General Paul Scott Williams Jr. unter dem Ruf „Blood for the bloody Army“ eigenes Blut auf dessen ordensgeschmückte Uniform goß. Schwalba-Hoth wollte mit dem „Happening“ seinen Beitrag zum Protest gegen die Nato-Nachrüstung leisten. Er verstand die Aktion aber auch als Einsatz für die Deutschen als potentielle nächste Opfer der US-Aufrüstung. Daher richtete sich diese Attacke auch gegen die Fremdherrschaft auf deutschem Boden und könne als Akt „nationalen Widerstands“ gelten, der auffällig mit der Position korreliere, die Jürgen Habermas zur Nachrüstung bezog. Der Sozialphilosoph habe zwar stets bekannt, sein ganzes politisches Denken verdanke er der „vernünftigen reeducation policy“ der US-Besatzer. Trotzdem sah er in Williams einen „Mordgesellen“. 


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