© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/22 / 16. Dezember 2022

Meldungen

Römischer Kaiser Sponsian war nur ein Provinzwarlord

SAN FRANCISCO. Gab es einen römischen Kaiser namens Sponsian? Der einzige Beleg für die mögliche Existenz dieses Imperators sind vier Goldmünzen, die 1713 in Siebenbürgen in der früheren römischen Provinz Dakien gefunden wurden und sich heute in Museen in Wien, Glasgow und Hermannstadt befinden. Allerdings gelten die selbigen Aurei schon des längerem als Fälschung. Doch das ist offenkundig eine Fehleinschätzung, wie jetzt fünf Forscher um den Paläontologen Paul Pearson vom University College London herausfanden: Umfassende Untersuchungen des Glasgower Exemplars mit spektroskopischen und rasterelektronenmikroskopischen Methoden ergaben, daß die Münze tatsächlich seit der Antike in der Erde gelegen hatte und auch länger im Umlauf gewesen war (Online-Journal PlosOne vom 28. November 2022). Somit lebte der Mann namens „Imperator Sponsian“ wohl tatsächlich. Wahrscheinlich kontrollierte er aber nur die um 260 n. Chr. von Rom aufgegebene Provinz Dacia, welche sich seinerzeit vom Schwarzen Meer bis Pannonien erstreckte. Möglicherweise war Sponsian ein höherer Offizier, der im damaligen Chaos die Kontrolle übernahm und mit der Münzprägung für das weitere Funktionieren der Geldwirtschaft im nunmehr isolierten Dakien sorgen wollte. (ts)

 www.journals.plos.org.plosone





Handelsnetz in Bronzezeit reichte bis nach Mittelasien

WASHINGTON. 1982 entdeckten Schwammtaucher vor Kap Uluburun in der türkischen Provinz Antalya das Wrack eines um 1320 v. Chr. gesunkenen Handelsschiffs. Dieses hatte zehn Tonnen Kupfer und eine Tonne Zinn an Bord – genug, um 5.000 Schwerter aus Bronze herzustellen. Das Kupfer wurde eindeutig auf Zypern abgebaut, wohingegen die Herkunft des Zinns bislang unklar war. Deshalb verglichen Wayne Powell vom Brooklyn College in New York und dessen Kollegen nun die isotopischen Signaturen der 105 Zinnbarren aus dem Frachter mit denen der Erze aus allen bekannten damals ausgebeuteten Zinnlagerstätten. Dabei stellte sich heraus, daß etwa zwei Drittel des Metalls aus dem unweit von Kap Uluburun gelegenen Taurus-Gebirge stammten, welches in der späten Bronzezeit unter der Kontrolle des Großreiches der Hethiter stand. Der Rest läßt sich hingegen 3.000 Kilometer entfernten Gruben im heutigen Tadschikistan und Usbekistan zuordnen (Online-Ausgabe von Science Advances vom 30. November 2022). Überraschend hieran ist nicht nur die immense Ausdehnung der damaligen Handelsnetze, sondern auch der Umstand, daß es in Zentralasien seinerzeit keinerlei staatliche Strukturen zur Koordination des Fernhandels gab. (ts)

 www.science.org





Erste Sätze

Ein junger Mann stürmt den Burstah entlang. Während des Laufens schießt er wütende, schiefe Blicke nach den Schaufenstern der Läden, die in dieser Hauptstraße von Altholm dicht an dicht liegen.

Hans Fallada: Bauern, Bonzen und Bomben. Roman, Berlin 1931





Historisches Kalenderblatt

17. Dezember 1282: Nach dem Sieg in der Schlacht auf dem Marchfeld (1278) belehnt König Rudolf I. auf dem Reichstag zu Augsburg seine Söhne „zur gemeinsamen Hand“ mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark, was den dortigen Besitzstand der Habsburger begründet.