© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/22 / 16. Dezember 2022

Leserbriefe

Zu: „Jenseits der Illusionen“ von Dieter Stein, JF 50/22

Seit 1945 den Schuldkomplex injiziert

Treffender lassen sich die Ursachen der derzeitigen politischen Lage in Deutschland kaum beschreiben. Die Weigerung der Deutschen, wie der Autor sagt, „eine Nation sein zu wollen“, ist ja in der Ära Merkel stetig gewachsen und hat ihren Höhepunkt – oder sollte man sagen ihren Tiefpunkt – mit der Regierung Scholz erreicht. Es gibt wohl aber auch einen Kern im Kern, der sich daraus ergibt, daß die Deutschen sich bislang nicht nüchtern und sachlich mit ihrer „Katastrophengeschichte“ seit 1871 beschäftigt haben und dies wohl auch nicht konnten, weil ihnen nach 1945 die amerikanische „Umerziehung“ dies nicht ermöglicht hat. Stattdessen wurde ihnen der ewige Schuldkomplex injiziert, den sie bis heute nicht losgeworden sind und der das politische Denken vernebelt hat. Dabei geht es nicht um Relativierung von Fehlern und Verbrechen, sondern um deren „Verarbeitung“ mit dem Ziel, zu realitätsbezogenem Politikverständnis zu finden.

Klaus Wiedmann, Plön






Zu: „Bloß keinen Generalverdacht“ von Henning Hoffgaard & „ʻSchock sitzt tiefʼ“ von Martina Meckelein & Zita Tipold, JF 50/22

Kommunales Komplettversagen

Ist der Tod der Schülerin nicht auch die Folge eines Komplettversagens unserer verantwortlicher Kommunalpolitiker? Der Ulmer OB hat jetzt geäußert: „Diese furchtbare Tat wühlt uns alle auf.“ Das scheint mir ein weiterer Meilenstein der Heuchelei. Der Schutz der eigenen Bevölkerung muß Vorrang haben. Dies würde aber „Eier in der Hose“ voraussetzen, und wer hat die noch? Der Täter wird erfahrungsgemäß in die Psychiatrie eingewiesen, und die Rechnung bekommen die Steuerzahler, deren große Mehrheit nach wie vor das Denken in Zusammenhängen ablehnt. Bezeichnend ist auch die politische Einstellung der Bewohner (Wähler) der Gemeinde Illerkirchberg. Ergebnis der Landtagswahl 2021: So erhielten die Grünen 35,6 Prozent, eine Steigerung gegenüber der Landtagswahl 2016 um 5,6 Punkte. Mit großem Abstand stärkste Partei dieser Wahl. Man ist für die offene Einwanderung „aller“ und unkontrollierte Grenzen. Instrumentalisierer könnten behaupten, „geliefert wie bestellt“.

Karl Heinz Nusser, Roßhaupten






Zu: „Chancenkarte für mehr Billigkräfte“ von Christian Schreiber, JF 50/22

Viele Gründe, sich dagegen zu entscheiden

Es ist richtig, daß Deutschland etwas gegen den Fachkräftemangel im Land tun will; blicken wir einmal zurück: dergleichen hören wir schon seit 2015 und warten seit dieser Zeit auf die dort avisierten Ärzte, Ingenieure, Facharbeiter vergeblich. Auch jetzt dürften etwas mehr Pragmatismus und etwas weniger Bürokratie kaum ausreichend sein. Deutschland mag zwar immer noch die größte Volkswirtschaft in Europa sein, aber diese ist längst nicht mehr so leistungsfähig wie früher. Die Gründe des Abwärtstrends sind vielseitig, Einschränkung der Innovationsentwicklung durch zunehmende staatliche, teils ideologisch gesteuerte Eingriffe, die Steuer- und Abgabenentwicklung ist so hoch wie in keinem anderen westlichen Land, Immobilien und Mieten kaum noch bezahlbar, die Qualität der Schulen vielerorts miserabel – für gut qualifizierte Fachkräfte gibt es viele Gründe, sich gegen Deutschland zu entscheiden! Die Millionen Migranten, die aus dem oft beispielhaft genannten Irak oder aus afrikanischen Ländern das Ziel Deutschland gewählt haben, bevölkern heute zu zwei Drittel bis zu drei Viertel die Harz-IV-Statistiken. Bemühungen, die Einwanderung in unsere Sozialsysteme zu begrenzen oder Einwanderer ohne Perspektiven abzuschieben, sind, selbst wenn diese Personen wiederholt straffällig geworden sind, nicht erkennbar. Migranten gelten pauschal als „Segen“ und als „bunte Bereicherung“ für Deutschland. Der „Musterschüler“ in der Rolle als „Weltverbesserer“ fragt nicht, wie das der Rest der Welt tut, der wirklich nur echte Fachkräfte ins Land läßt. Fazit: Kleiner als wir kann sich wohl kein Volk der Welt mehr machen.

Gerhard Franke, Mainz






Zum Schwerpunktthema: „Die allerletzte Generation“, JF 49/22

Gedankenexperiment zur Blockade

Ich habe volles Verständnis für Menschen, die normal auftreten und in verantwortungsvoller Weise auf eine Problematik hinweisen, die unser derzeitiges Leben auf dem Planeten Erde gefährdet. Doch bei der Einschätzung des Verhaltens einiger Klima-Spinner der Letzten Generation, die wie Saboteure mit ihren verantwortungslosen Aktionen unser Leben gefährden, sieht Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang genauso wie etliche Stimmen der staatstragenden Leitmedien kein kriminelles Verhalten, da deren Sabotageakte angeblich dazu dienen, den die Menschheit gefährdenden Klimakollaps abzuwenden. 

Doch ob Haldenwang im anderen Fall, also nicht bei – der Klimaerwärmung – geschuldten Hitzetoten, sondern bei „Messer-Toten“ ebenfalls „zu milde gesonnen“ wäre, so der Kommentar von Michael Paulwitz, das wage ich zu bezweifeln. Was wäre, würden sich zum Beispiel Pegida-Mitglieder an Grenzübergängen auf die Straße kleben, weil sie damit die Regierung darauf aufmerksam machen wollen, die Messer-Einwanderung zu unterbinden und die Rückführung zu beschleunigen usw.? Man stelle sich vor, dadurch würde jemand sterben, weil der Notdienst blockiert wurde. Dann wäre nicht länger verharmlosend von „Aktivisten“ die Rede, die im Interesse der Erhaltung des Lebens handeln, nein, dann würde es sich vermutlich um Terroristen, Mörder und Nazis handeln. Ein Brennpunkt im „Staatsfernsehen“ jagte den nächsten und die Kommentatoren würden hyperventilieren.

Dr.-Ing. Reinhard Klötzer, Mittelbach






Zu: „Wenn JF-Leser gehen / Über den Streit schreiben“ von Dieter Stein, JF 49/22

Weitverbreitete Frustration

Als Leser, der die JUNGE FREIHEIT schon viele Jahre liest, bin ich immer wieder beeindruckt, wie journalistisch anspruchsvoll die Artikel sind, mit Sachbezug, den Vorder-, Hinter-, aber auch Untergrund beleuchtend. Ich muß aber auch gestehen, daß ich manchmal ernüchtert bin, weil ich mich frage: Nimmt das denn gar kein Ende mit den gesellschaftlichen, politischen, medialen Verwerfungen im Lande? Ich habe auch erkennen müssen, daß im Bekanntenkreis eine gewisse Frustration mit „Fluchtbewegung“ aus der Realität zu erkennen ist. Das mag auch an einer Überforderung liegen angesichts der auf einen einprasselnden kurzatmigen Informationsflut. Zur Angstbewältigung kann natürlich auch der Glaube an die vielfältig herausposaunten Heilsversprechungen beitragen. Auch die Hilflosigkeit, selber einen Beitrag gegen erkannte Schieflagen leisten zu können, mag zu Frustrationen führen. Aber da bietet ja die JF erfreuliche Möglichkeiten, sich an Petitions-Aktionen zu beteiligen, zumindest als Weckruf an die Politik – als Alternative zur elitären Wokeness. Aus meiner Sicht geht es darum, daß keiner im Falle eines krisenhaften Absturzes behaupten kann: Daß so etwas passieren kann, habe ich nicht gewußt. Denn die Bürger werden von den Politikern regiert, deren Partei(en) sie gewählt haben. Da hilft kein verspätetes Jammern und Klagen. Beispielhaft wird die unverzichtbare Brennglasfunktion der JF-Lektüre in der aktuellen Ausgabe besonders im Interview mit Cora Stephan („Schlimmer als der Untergang der DDR“) und im Bericht über den MINT-Herbstreport von Fabian Schmidt-Ahmad („Keine Mathe-Asse“).

Lutz Vogt, Herzogenrath




Das Salz und die Sauerstoffflasche

Die zutreffende Beschreibung des uns wohl allen bekannten Spannungsverhältnisses muß ich leider bestätigen. Nur zu gut kenne auch ich dieses Gefühl, daß gewisse Artikel nicht meinen Vorstellungen entsprechen, ebenso gibt es Tage und mitunter sogar Wochen, wo wir uns komplett zurückziehen um uns nur noch dem Schönen und Guten zuzuwenden. Unwillkürlich kommen dennoch alsbald Momente der Neugier oder des Interesses, was wohl die JF über das eine oder andere Geschehnis geschrieben hat. Liebe Leserschaft, wäre es nicht langweilig, wenn wir immer 95 bis 100 Prozent Deckungsgleichheit mit unseren Vorstellungen hätten? Jede Woche eine volle Sonnen- oder Mondfinsternis, wie langweilig! Natürlich gibt es ein gutes Recht, sich die Ohren zuzuhalten und den Rückzug auf die Marmorklippen zu vollziehen. Aber doch bitte nicht auf das Abonnement dieser  Zeitung verzichten! Für uns ist die JF nicht nur das Salz in der Suppe, sie ist unsere Sauerstoffflasche im Himalaya und das U-Boot in der Tiefsee, das uns den Blick schärft für funkelnde Urwesen auf dem Meeresboden. Die wöchentliche JF-Ausgabe ist fast ein Solitär im Pressedschungel! Was ich mir wünsche zu Weihnachten? Wenn alles mal wieder „un poco too much“ ist, notfalls die JF zur Seite legen, aber das Abo laufen lassen, denn wir sind doch alle irgendwie Teil des JF-Sonnensystems, gerne auch auf unterschiedlichen Umlaufbahnen. 

Carl Georg Dietzel, Frankfurt am Main




Es fehlt die nötige Aufklärung

Der Leser, den Sie zitieren, drückt, trotz hervorragender Artikel, auch mein zunehmendes Mißbehagen beim Lesen der JUNGEN FREIHEIT aus. Es waren nicht fragwürdige Faktenchecker, sondern namhafte und international anerkannte Wissenschaftler, die – wegen ihrer Kritik an den Corona-Maßnahmen wie Maskenzwang, Lockdown und besonders wegen der Genspritze, die nur durch kurzfristige Änderung der Definition als Impfung in den Umlauf gelangte – seitens der Regierung und der Massenmedien diffamiert, ausgegrenzt oder totgeschwiegen wurden. Es wäre wünschenswert, daß die junge freiheit diese kritischen Stimmen noch häufiger zu Wort kommen ließe. Dann wäre sie wieder das, was sie mal war, die Zeitung der Aufklärung in den die Gesellschaft am stärksten bedrängenden Fragen.

Dr. med Nikolai Katterfeldt, Schloß Holte-Stukenbrock






Zu: „Der Paß wird verramscht“ von Hans-Jürgen Irmer, JF 49/22

Die Nationalspielerinnen als Vorbild

„Jeder, der deutscher Staatsbürger werden will, muß nicht nur Kenntnisse über den Staatsaufbau oder die deutsche Geschichte und Kultur aufweisen, sondern sich auch zu Grundgesetz, Meinungsfreiheit, Unabhängigkeit der Justiz sowie Gleichberechtigung von Mann und Frau bekennen“, verlangt der Kommentator als „Nachweis einer gelungenen Integration“. Mit so wenig hat sich nicht einmal Dolf Sternbergers „Verfassungspatriotismus“ zufriedengegeben. Zur Integration gehört der Eintritt in das Wurzelwerk, aus dem die Verfassung erwachsen ist, gehört die Annahme der deutschen Geschichte und Kultur, gehört, daß bei der Nationalhymne warm ums Herz wird, gehört die bedingungslose nationale Solidarität nicht nur mit ihren Vorteilen, sondern auch mit allen Verpflichtungen! Die nach Preußen gekommenen Hugenotten haben ja auch im Siebenjährigen Krieg, in den Befreiungskriegen, in den Reichseinigungskriegen und im Weltkrieg als Deutsche und ohne Vorbehalt gegen Frankreich tapfer gekämpft. Als ein Freund überlegte, sich einbürgern zu lassen, und mich nach meiner Meinung fragte, habe ich ihm gesagt, daß der Wechsel der Staatsangehörigkeit im Kern die Entscheidung ist, ob er im Ernstfalle mit seinen arabischen Brüdern auf seine deutschen Söhne oder für seine Söhne auch auf seine Brüder schießen würde. Er hat lange überlegt, und zu seiner (im übrigen würdelos-bürokratisch durchgeführten) Einbürgerung habe ich ihm Weißmanns „Deutsche Geschichte für junge Leser“ geschenkt. Es geht auch eine Stufe pazifistischer: In Großbritannien nennt man es den „cricket test“ – wer jubelt für England, wer für Indien. In Deutschland fühlen sich weder alle eingeborenen noch alle eingebürgerten Nationalspieler veranlaßt, die Nationalhymne zu singen … die Nationalspielerinnen schienen mir da patriotischer zu sein.

Volker Schimpff, Leipzig






Zu: „Im Sinne der Herrschaft“ von Claus-Peter Becke, JF 49/22

Wie zu Zeiten des DDR-Sports

Heute ist der Sport, besonders der Fußball, so fest unter der Kuratell linker, rot-grüner Ideologen, daß man sich bei diesen Auftritten der „Mannschaft“ in Katar doch in die Zeiten des DDR-Sports zurückversetzt glaubt. Damals hieß es, wir kämpfen für den Sozialismus, heute für die Moral-Weltmeisterschaft. Das Bild zu ihrem Artikel ist doch bezeichnend und beschämend zugleich. Aber leider sind die sportlichen Leistungen „der Mannschaft“ nicht eines Weltmeisters würdig, schon gar nicht einer deutschen Nationalmannschaft. Aber das kümmert den DFB wenig.

Volker Krause, Arnsberg




Betont divers, aber kinderlos

Fußball wird nicht die Welt zusammenführen und dem Frieden dienen, wenn europäische Länder glauben, „One Love“-Kapitätsbinden durchsetzen zu müssen. Es gibt wichtigere Themen auf der Welt, als sich für sexuelle Diversitäten stark zu machen, wie unsere Mannschaft, die mit einer Lufhansa-Maschine mit dem Slogan „diversity wins“ nach Katar geflogen ist. Eher sollte sich unsere Regierung darüber sorgen, daß wir in Deutschland vergreisen und kinderarm daherkommen. Die Bevölkerung in den arabischen Ländern ist jung und dynamisch – und braucht keine Pflegekräfte aus der ganzen Welt wie unser angeblich so fortschrittliches Land.

Simon Kirschner, Gaimersheim