© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/22 / 16. Dezember 2022

Kabinenklatsch
Beinbruch ohne Binde
Ronald Berthold

Haben Sie am Sonnabend auch das Bild gesehen, das Manuel Neuer aus dem Krankenhaus in die Welt hinaus postete? Mir schossen beim Anblick des Fotos zwei Gedanken durch den Kopf. Erstens: Die Binde! Wo ist die verdammte Binde? Wie kann es der Kapitän unserer Mund-zu-Truppe wagen, ein Foto zu machen, ohne für die 96 verschiedenen Geschlechter Reklame zu machen, an die wahrscheinlich außer ihm noch genau 96 andere Deutsche glauben. Die Hälfte davon sitzt in der Bundesregierung und die andere beim DFB. Ich war entsetzt.

Neuer zeigt uns beide Arme; den rechten nach oben gereckt und in das klassische Klinik-Trapez gekrallt, den linken mit einem nach oben zeigenden Daumen. Ich habe wirklich ganz genau hingeschaut, aber sein „One Love“ war wirklich nirgendwo zu entdecken. Nicht einmal als Tattoo hat er sich die Parole, in deren Namen er mit seiner Truppe in Rekordgeschwindigkeit wieder in den „Diversity Wins“-Flieger nach Hause in die sichere Regenbogen-Republik geflogen ist, stechen lassen. 

Wissen Sie, was mein zweiter Gedanke war? Karma! Ja, Karma. Denn Neuer wird in dieser Saison kein einziges Spiel mehr bestreiten können. Gerechte Strafe dafür, daß er wegen seines Binden- und Mund-zu-Theaters die deutschen Fans um ein schönes WM-Erlebnis gebracht hat? Ach, entscheiden Sie das für sich selbst. Ich muß das nicht aufschreiben. Aber fest steht, daß Neuer sich beim „Skitourengehen“ in seinem Winterurlaub den Unterschenkel gebrochen hat und mindestens ein halbes Jahr ausfallen wird. Ob er danach noch einmal ins deutsche Tor zurückkehrt? Ich meine, der Mann wird bald 37. Das ist sogar für die Grüne Jugend ein bißchen zu alt.