Das Marschlied „Zehntausend Mann, die zogen ins Manöver“ aus der Kaiserzeit dürfte im nordhessischen Bad Karlshafen nur noch wenigen geläufig sein. Denn Mitte Dezember reichten bereits 27 Bundeswehrsoldaten auf einer Übung aus, um Anwohner und zwei komplette Schulen in Angst und Schrecken zu versetzen. So beobachteten aufmerksame Bürger „vermummte und bewaffnete Personen in Tarnkleidung“ im Umfeld und alarmierten sofort die Polizei. „Wir wurden um 13.20 Uhr von der Polizei in Hofgeismar informiert, daß wir alle Kinder in die Schule holen und alle Türen verschließen sollen“, schildert Driton Mazrekaj, Leiter der Marie-Durand-Schule, in der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) das Drama. Aus Angst vor Terrorgefahr oder einem Amoklauf mußten später über 50 Kinder psychologisch betreut werden. Eine besorgte Mutter, deren 11jähriger Sohn „Todesangst hatte“, erwartet nun, daß „ein Soldat in voller Montur mal in die Schule komme und sich entschuldigen würde“. Hauptmann Martin Waltemathe der Panzerbrigade 21 aus Augustdorf verspricht derweil bessere Meldewege zu kommunalen Stellen: „Viele bei uns sind auch Eltern, weshalb wir die Sorgen gut verstehen können.“