© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/22 - 01/23 / 23. Dezember 2022

Witz der Woche
Ick lach’ mir ’n Ast
Peter Freitag

Meldungen aus Berlin sorgen in dem, was dort gern als Rest der Republik bezeichnet wird, meist für Augenrollen oder Schulterzucken, sofern man sich mit der institutionellen Funktionsunfähigkeit östlich von Spandau längst resigniert abgefunden hat. „Bundeshaupt-Slum“ schallt es dann zurück. „Wir können nichts“ sei das passende Motto, angelehnt an das „Wir können alles – außer Hochdeutsch“, mit dem der Südwesten einst warb. Doch wer meint, ein Regierungssitz solle nicht am Tropf des Landes hängen, brauche ruhig nur einmal in fünf Jahren sein Parlament zu wählen, dann aber rechtlich einwandfrei, und könne sich auch so viele Rettungswagen gönnen, daß Unfallopfer nicht 20 Minuten warten müßten –, der hat eines verkannt: Berlins Aufgabe ist eigentlich die Unterhaltung des Landes. Vergeßt Köln, die Narren herrschen nicht am Rhein, sondern an der Spree. Hier liegt die Humor-Kapitale, hier gibt’s die Energiedrinks für Deutschlands Lachmuskelaufbau. Neuester Schenkelklopper: der Leitfaden des Landeskriminalamts für „diskriminierungssensiblen Sprachgebrauch“. Um den richtigen Ton im Dienst zu treffen, sollen die Beamten eine Sprache wählen, „die nicht von der Mehrheitsbevölkerung vorgegeben wird, sondern von den Betroffenen selbst“, zitiert die B.Z. Statt „Flüchtling“ oder „Asylant“ sei „geflüchtete Menschen“, „schutzsuchende Menschen etc.“ oder „Asylsuchende, asylsuchende Menschen oder Schutzsuchende“ zu sagen. Auch dürften die Polizisten beim sensiblen Thema „geschlechtlicher Identitäten“ die Selbstbezeichnung der betreffenden Person sowie deren selbstgewählte Pronomen niemals hinterfragen. Geraten wird zur „inkludierenden Schreibweise mit Genderdoppelpunkt“. Schon vor zwei Jahren hatte der Senat empfohlen, Migranten als „Menschen mit internationaler Geschichte“ zu bezeichnen. Lachkrampf? Bitte, gern geschehen!