© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/22 - 01/23 / 23. Dezember 2022

CD-Kritik: Ludwig van Beethoven – 9. Sinfonie
In Freude verbunden
Thorsten Thaler

Daniel Barenboim kehrt zurück. Nach mehrmonatiger Krankheit will der 80jährige Dirigent die Konzerte der Staatskapelle Berlin zum Jahreswechsel leiten. Auf dem Programm zu Silvester und Neujahr steht Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125. Die Komposition gilt zu dieser Jahreszeit deutschlandweit als unverzichtbarer Klassiker. Schon nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 spielte das Leipziger Gewandhausorchester bei der Jahresabschlußfeier des Arbeiter-Bildungsinstituts Beethovens Meisterwerk, dirigiert von Arthur Nikisch. Die späteren Gewandhauskapellmeister Wilhelm Furtwängler und Bruno Walter übernahmen diese Tradition, die bis heute fortwirkt. So überträgt der Mitteldeutsche Rundfunk auch in diesem Jahr zu Silvester (17 Uhr) live aus dem Gewandhaus Leipzig Beethovens Neunte mit dem Schlußchor zu Friedrich Schillers Gedicht „An die Freude“, am Dirigentenpult der in Riga geborene Andris Nelson (44).

Nun hat es viele berührende Aufnahmen dieser 1824 von dem vollständig tauben Beethoven selbst uraufgeführten Sinfonie gegeben, allen voran vielleicht die von Furtwängler aus dem März 1942. Bei ihm dominieren, den damaligen Zeitumständen geschuldet, zumal in Schillers Ode „Panik und helle Angst, unterbrochen von kurzen Phasen des Trostes und der Aussicht auf Gnade“ (Thorsten Hinz, JF 34/15). Der junge Pianist Daniel Barenboim wiederum schätzte Furtwängler und erwarb sich später den Ruf als profunder Beethoven-Interpret. Wohlan, Freude, schöner Götterfunken!