© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/22 - 01/23 / 23. Dezember 2022

Blick in die Medien
Na dann guten Rutsch
Tobias Dahlbrügge

Zeki Bulgurcu zählt zu den reichweitenstärksten Influencern der Schweiz. Der gebürtige Türke wuchs in Basel auf und lebt nun in Zürich. Bereits seit 2013 ist er im Internet als „Mr. Swissmeme“ bekannt, aber erst mit seinem neuen Profilnamen „Zekesworld“ startet er so richtig durch. Den größten Erfolg hatte er mit einer Parodie auf die Netflix-Serie „Haus des Geldes“ auf Instagram. Dort bewegt sich seine Follower-Zahl deutlich auf eine Million zu, ebenso bei TikTok.

Die Teilnehmer der Umfrage sprachen sich klar dafür aus, daß die Videos nicht zu weit gegangen seien.

Der Anfangdreißigjährige vertreibt auch eigene Produkte mit seinem Namen: Eine knoblauchpikante Sucuk-Wurst und ein Energydrink sind in seinem Onlineshop erhältlich. So weit, so unaufregend. Doch kürzlich applaudierten die Fans und schäumten die sozialen Medien, weil Bulgurcu zwei meinungsstarke Videos auf Youtube und TikTok hochlud: In dem einen überfährt er lachend drei Klima-Kleber mit einem Lkw und kommentiert lakonisch: „Die haben zuviel Klebstoff geschnüffelt.“ In dem anderen Clip besudelt eine „Klima-Aktivistin“ ein Van-Gogh-Gemälde mit Tomatensuppe und klebt sich an die Wand. Zeki spielt den Museumshausmeister. Er macht das Licht aus – „zum Strom sparen“ –, schließt die Tür ab und hängt draußen ein Schild an die Pforte: „Winterferien. Wir sind 2023 wieder für Sie da.“ Na dann: Guten Rutsch!

Beide Clips wurden bisher Hunderttausende Mal angeschaut und erhielten Tausende zustimmender Kommentare: „Perfekt! Danke!“, „Genau richtig so!“, „Sie kann ja die Suppe vom Bild ablecken, höhö!“

Viele Schweizer Medien berichteten über die angeblich „kontroversen“ Filmchen und schrieben, Zeki „polarisiere“ und bekomme nun „Kritik“. Das sehen aber offenbar nur die Redakteure von St. Galler Tagblatt, ZüriToday oder 20min.ch so. Das Onlinemagazin Watson führte eine Leserabstimmung durch, in der nur 29 Prozent der Leser fanden „Dieses Video geht zu weit“; 71 Prozent finden es „in Ordnung“.

Schweizer Klimachaoten heulten dagegen über die „Gewaltaufrufe“. Zeki reagierte souverän: Er bot den Straßenklebern an, seine Plattform für eine Botschaft zu nutzen, wenn sie versprechen, nie wieder eine Fahrbahn zu blockieren. Doch ein Treffen kam nicht zustande.